Apotheker sauer: Apo-Discounter-Paket abgegeben Carolin Ciulli, 28.03.2019 09:59 Uhr
Mit den komfortablen Öffnungszeiten werden Apotheken von Paketboten gern als Zwischenlager für ihre Lieferungen genutzt. Auch in der Markt-Apotheke von Christian Mantell werden Päckchen für Nachbarn angenommen. Gestern landete eine Lieferung des Versenders Apo-Discounter in der Offizin, obwohl das laut Aufdruck untersagt ist.
Der Onlinehandel boomt. Jährlich werden hierzulande laut dem Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) mehr als 3,4 Milliarden Sendungen verschickt – doppelt so viele wie noch 2000. Ist der Empfänger nicht zu Hause, fragen die Lieferanten oft auch in Apotheken, ob das Paket dort aufbewahrt werden kann.
Mantell und sein Team nehmen gerne Pakete für Hausbewohner an. Täglich kämen Zusteller mit Lieferungen, auch für die Ärzte im Haus, sagt der Apotheker. Die Pakete werden im Treppenhaus im Flur gelagert, damit sie nicht im Weg liegen. Auch gestern stand der Bote wieder mit dem Scanner vor einer Mitarbeiterin, die bereitwillig unterzeichnete. Doch erst danach fiel ihr der Absender auf: Das Päckchen stammte von Apo-Discounter. „Zuvor wurde noch nie ein Paket von einem Versender abgegeben.“
Der Inhaber begutachtete die Lieferung kritisch. „Ich nehme Pakete wirklich gerne für Nachbarn an, aber nicht, wenn sie von Versandapotheken stammen.“ Der DHL-Bote hätte die Sendung dem Auftrag zufolge offenbar gar nicht anderweitig abliefern dürfen. Denn auf dem Aufkleber stand: „Bitte nicht an Kinder oder Nachbarn abgeben!“ Der Hinweis sei ihm augenscheinlich egal gewesen, sagt Mantell.
Nach wenigen Stunden wurde das Paket von einem Hausbewohner abgeholt. „Den Mann habe ich in meiner Apotheke noch nie als Kunden gesehen“, so Mantell. Der Apotheker stellte den Nachbarn freundlich zur Rede. „Ich habe ihm gesagt, dass ich von diesem Absender künftig keine Pakete mehr entgegennehmen werde.“ Die Situation sei dem Mann dann auch etwas unangenehm gewesen. „Er ist aber nicht näher darauf eingegangen.“ Was genau in dem Paket war und ob es beispielsweise gekühlt hätte gelagert werden müssen, habe der Apotheker nicht gefragt.
Mantells Apotheke liegt in Eving im Norden von Dortmund. Mit dem eigenen Betrieb ist der Inhaber zufrieden. „Ich kann nicht klagen.“ Doch er spürt auch die Zunahme des Versandgeschäfts. „Es gibt sehr preisbewusste Kunden, die sich vorher schlau machen, was die Produkte woanders kosten.“ Beinahe täglich gebe es am HV-Tisch Diskussionen über den Preis. Der Apotheker argumentiert dann mit den Versandkosten bei Online-Apotheken und kann sich meist auf einen Kompromiss einigen.
Das Thema Versandhandel treibt auch seinen Vater, Michael Mantell, um. Der Inhaber der Dortmunder Stifts-Apotheke hatte unlängst einen Kunden, der im Internet fünf Kilogramm Flohsamen bestellte und mit ihm diskutieren wollte, warum der Preis online viel günstiger sei. „Ich sollte ihm erklären, warum es bei mir mehr kostet.“ Auf Streitgespräche lässt sich der Apotheker nicht ein. Stattdessen setzt er auf smarte Facebook-Beiträge und spricht aktiv „Online-Smart-Shopper“ an.