Apotheker rügt Formfehler bei Nullretax

Berlin -

Ein gutes Gefühl hatte Apotheker Stefan Wiedemann* nicht, als ein neuer Brief der Protaxplus auf seinem Schreibtisch landete. Doch er wurde überrascht: Im Namen der Novitas BKK nahm die Rezeptprüffirma die Vollabsetzung einer BTM-Verordnung zurück. Dafür hatte er lange gekämpft – und mit ungewöhnlichen Mitteln.

 

Wiedemann hatte auf dem BTM-Rezept die fehlende Dosierung ergänzt, dies aber nicht mit seiner Unterschrift bestätigt. Daraufhin wurde er im September 2011 auf Null retaxiert. Obwohl er seinem Einspruch eine Bestätigung des Arztes beilegte, ließ sich Protaxplus nicht erweichen. Der Apotheker gab nicht auf, schrieb auch direkt an die Novitas BKK und schaltete seinen Verband ein.

Als die Botschaft die Runde machte, dass Protaxplus für die Rücksendung der beanstandeten Originalrezepte 50 Euro verlangt, riss Wiedemann die Hutschnur: Er sah darin einen Formfehler bei der Retaxation, stellte der Rezeptprüffirma seinerseits 50 Euro Bearbeitungsgebühr für seinen Einspruch in Rechnung und schickte sogar eine Mahnung.

 

 

Jetzt lenkte Protaxplus schließlich ein: Man habe den Einspruch einer erneuten Überprüfung unterzogen. „Als Ergebnis nehmen wir unsere Beanstandung zurück und erkennen Ihren Einspruch an“, heißt es in dem Schreiben.

Die Rezeptprüffirma betont zwar, dass es sich um eine Einzelfallentscheidung handele. Doch eingedenk der jüngsten Entwicklungen könnte sich auch ein Umdenken der „Retaxkassen“ abzeichnen: Das Schreiben von Protaxplus datiert vom 21. Februar. Einen Tag zuvor war bekannt geworden, dass das ZDF-Magazin „Frontal21“ kritisch über das Thema BTM-Formretax berichten würde.

Wiedemann ist erleichtert, richtig freuen kann er sich aber nicht: „Dafür hat mich das Ganze zu viel Zeit und Nerven gekostet“, sagt er. Doch mit ihrem Vorgehen hätten sich die Kassen selbst viel mehr geschadet, ist der Apotheker überzeugt. Damit sei immerhin der Nachahmereffekt für andere Kassen nicht so groß.

*Name von der Redaktion geändert.