In Bremen werden die Senioren ab morgen mit kostenlosen FFP2-Masken versorgt. Das hat der Bremer Senat beschlossen. Die Verteilung übernehmen die rund 140 Apotheken der Hansestadt. Es stehen 500.000 Masken zur Verfügung. Apotheker machen sich Sorgen, dass es zu einem Ansturm und unschönen Szenen kommen könnte.
Ab diesem Freitag werden in den Apotheken in Bremer und Bremerhaven FFP-2-Masken kostenlos an Menschen ab 65 Jahren abgegeben. Maximal zehn Masken pro Monat können abgeholt werden – von den Senioren selbst oder auch von Vertretern, wenn die Betroffenen nicht selbst kommen können. „Das Angebot richtet sich ausschließlich an Menschen, die zur Altersgruppe gehören und ihren Wohnsitz im Land Bremen haben, ganz klar“, sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) am Donnerstag in einer Video-Pressekonferenz. Missbrauch sei strafbewehrt und werde als Betrug geahndet. Bovenschulte appellierte an die Verantwortung der Bürger. Der Senat hat die Verteilaktion gemeinsam mit der Apothekerkammer organisiert. Das Land Bremen übernimmt die Kosten.
Die Masken stammen aus dem Lager für Schutzausrüstung des Landes Bremen. In einer ersten Tranche seien etwa 500.000 FFP2-Masken von Alliance Healthcare (AHD) an die Apotheken geliefert worden. „Es besteht kein Anlass zur Sorge, dass die Bestände nicht ausreichen, Nachschub an FFP2-Masken ist gesichert“, betonte Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer. „Es gibt also keinen Grund für einen Ansturm auf die Apotheken. Auch wer nicht am Freitag kommt, wird nicht leer ausgehen.“ Scholz betonte zudem: „Es ist nicht möglich, Masken telefonisch in den Apotheken zu reservieren oder sich per Post nach Hause schicken zu lassen.“ Eine generelle Kontrolle, etwa der Ausweise, werde es nicht geben. Anders verhalte es sich, wenn Abholer nicht glaubhaft versichern könnten, dass sie zur Zielgruppe gehörten oder in Vertretung eines Angehörigen dieser Risikogruppe kämen. Apotheker hatten im Vorfeld die Sorge geäußert, dass es mit Start der Aktion zu Gedränge und Schlangen vor den Geschäften kommen könnte.
Die kostenlose Abgabe zunächst an Senioren ab einem Alter von 65 Jahren sei sachlich begründet. Mehr als 90 Prozent der Todesfälle durch eine Covid-19-Erkrankung gebe es in dieser Altersgruppe, sagte Bovenschulte. „Deshalb möchten wir zu einem noch besseren Infektionsschutz beitragen.“ In einem weiteren Schritt soll darüber nachgedacht werden, wie eine Gratis-Abgabe von FFP2-Masken an weitere Risikogruppen, etwa jüngere Menschen mit Vorerkrankungen, organisiert werden könne. Bovenschulte: „Dieser Schritt jetzt ist der Einstieg.“ Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) sagte zum zeitlichen Verlauf: „Es gibt zunächst einen Zeithorizont bis Weihnachten. Wir müssen sehen, wie es jetzt läuft.“ Abhängig vom Infektionsgeschehen sei auch denkbar, dass die Verteilaktion im Januar weitergehe.
In Bremen gibt es 140.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Rein rechnerisch kommen so auf jede Apotheke 1000 Maskenempfänger. Nach der Ankündigung des Bürgermeisters hatte es daher bei Apothekern Befürchtungen gegeben, dass es durch die kostenlose Ausgabe zu langen Schlangen und dichtem Gedränge vor den Geschäften kommen könnte. „Uns ist wichtig zu sagen, dass wir uns ehrenamtlich einbringen und dafür Sorge tragen müssen, dass für die Mitarbeiter und auch die Kunden die Sicherheit an erster Stelle steht. Es ist nicht sinnvoll, dass ab Freitag die Kunden dicht an dicht vor den Apotheken stehen. In diese Richtung geht auch meine Kritik, denn die Gratis-Verteilung von Masken birgt auch Risiken“, sagt Thomas Real, Inhaber der Raths-Apotheke am Marktplatz. Weil alle Apotheken im Stadtgebiet die Masken bekämen, sei es wichtig, dass die Menschen den FFP2-Schutz auch in den Apotheken in ihren Stadtteilen holten.
Nicht sinnvoll sei es, wenn viele Menschen ins Stadtzentrum kämen, um dort die Masken in den Apotheken abzuholen, betont Real. Es gehe vor allem auch um gegenseitige Rücksichtsmaßnahme. „Jeder sollte darüber nachdenken, dass es nicht zu so Szenen kommt wie im Frühjahr beim Verkauf von Toilettenpapier. Wir wollen kein Wettrennen bei der Verteilung der Masken“, so Real.
Der Apotheker will vor seiner Raths-Apotheke eine Extra-Schlange für Masken-Abholer organisieren: „Zum Glück haben wir drei Eingänge. Da ist das kein Problem.“ Aber kontrollieren will er die Maskenangabe nicht. „Das ist für uns unmöglich. Das werden wir nicht machen.“
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