Massenheim hat keine Apotheke, doch auf Knopfdruck erscheint ein Apotheker in der Sparkasse des kleinen Ortes bei Mainz: Michael Schier bedient seine Kunden per Videokonferenz in einem geschlossenen Raum von etwa vier Quadratmetern Größe, der „CoBox“. Dort können die Kunden ihre Bestellungen aufgeben, Rezepte einscannen und einwerfen und sogar mit EC-Karte bezahlen. Schiers Steinern-Apotheke in Kastel liefert dann frei Haus.
Wenn ein Kunde in der CoBox auf den Knopf drückt, bekommt Schier in seiner Apotheke ein Signal. Dann geht er in den Keller, setzt sich in seine eigene Box und stellt über einen 1 Meter großen Bildschirm eine Videokonferenz her. „Das Konzept ist vor allem für ältere Menschen gedacht, die Spaß daran haben, mit dem Apotheker persönlich zu sprechen“, sagte Schier gegenüber APOTHEKE ADHOC. Auch der Lieferservice sei wichtig für die Anwohner, denn die nächste Apotheke sei drei Kilometer entfernt - und liefere keine Medikamente nach Hause.
Der Vorraum der Sparkasse ist 24 Stunden am Tag zugänglich. Über die CoBox ist Schier von 8 bis 18 Uhr zu erreichen - irgendwann müsse schließlich auch er schlafen. Medikamente, die bis 13 Uhr bestellt werden, bekommen die Patienten noch am selben Tag mit der Tour um 15.30 Uhr. „In dringenden Fällen liefern wir auch spätere Bestellungen sofort aus“, so Schier. Zehn bis fünfzehn Kunden pro Tag sollten die CoBox nutzen, damit sich Service und Investition lohnen.
Entwickelt wurde die CoBox von einem Mitarbeiter der Taunussparkasse und dem Architekturbüro Baudisch und Partner. Eigentlich war die Box für Bankanwendungen gedacht und wird in einer geschlossenen Sparkassenfiliale in Hanau auch so verwendet.
Wenn sich die CoBox für die Apotheke bewährt, will Schier das Pilotprojekt ausweiten. Drei weitere Ortschaften in der Region könnte er mit seinem Video-Service versorgen. Zunächst will er aber die Entwicklung in Massenheim abwarten. Der Leasing-Vertrag läuft über fünf Jahre.
APOTHEKE ADHOC Debatte