Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hat bereits angekündigt, nach und nach die Bargeldschalter in ihren Filialen zu schließen. Auch andere Banken drängen ins bargeldlose Bezahlen: Sparkassen und Volksbanken wollen ab 2018 ihre Kunden mit NFC-Bankkarten ausstatten. Damit soll das „kontaktlose“ Zahlen flächendeckend ausgerollt werden. Apotheker Frank Morawietz fürchtet, dass dadurch die Kosten weiter steigen könnten: „Das könnte ganz fürchterlich reinhauen.“
Für das kommende Jahr planen die Sparkassen und Volksbanken eine Offensive beim bargeldlosen Zahlungsverkehr – soviel steht fest. Alle Kunden sollen mit NFC-Bankkarten ausgerüstet werden. NFC steht für Near Field Communication und bedeutet, dass Bankkarten nicht mehr umständlich in den Geschäften in Lesegeräte eingeführt werden müssen. Quasi im Vorbeigehen kann damit kontaktlos bezahlt werden. Die Karte muss nur in die Nähe des herkömmlichen Lesegeräts gehalten werden. Den Rest erledigt eine Funkverbindung. Die NFC-Technik ist auf einen maximalen Betrag von 25 Euro pro Zahlung begrenzt. Für höhere Summen muss eine PIN eingegeben werden.
Davon versprechen sich die Banken eine Steigerung des bargeldlosen Zahlungsgebahrens frei nach dem Motto „Mehr Bequemlichkeit – weniger Bargeld“. Denn die Bargeldverwaltung ist für Banken teuer und umständlich. Und europaweit hinkt die Bundesrepublik beim bargeldlosen Zahlen sowieso weit hinterher. Während in Skandinavien bereits 80 Prozent der Zahlungen bargeldlos abgewickelt werden, sind es in Deutschland nicht einmal die Hälfte. Die Banken drücken daher aufs Tempo und setzen darauf, dass mit der neuen Technik im kommenden Jahr die 50 Prozent-Marke geknackt werden kann.
Christian Schollmeyer vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband glaubt an die NFC-Technologie: „Das kontaktlose Bezahlen wird schon bald normal sein“, sagt der Experte für elektronischen Zahlungsverkehr. „Gerade sind wir in einer Umbruchphase. Sie ist vergleichbar mit der Entwicklung vom Durchzugleser zum Chip-lesenden Kassenterminal, wie wir es heute kennen.“
Die Sparkassen sind überzeugt, dass das kontaktlose Bezahlen besser ist als die bisherigen Methoden: „Es geht schneller und ist genauso sicher. Diese Vorteile wollen wir an unsere Kunden weitergeben.“ NFC-fähige Giro- und Kreditkarten sind für Schollmeyer nur der erste Schritt beim kontaktlosen Bezahlen. „Das Kundeninteresse am Mobile Payment, dem Bezahlen mit dem Smartphone, steigt“, so der Experte. „Aber auch mit einem Armband oder einer Smartwatch wird es künftig möglich sein, an der Kasse zu bezahlen.“
Aber nicht alle sind dem neuen Zeitalter gegenüber so aufgeschlossen wie die Geldmanager: Apotheker Morawietz bleibt skeptisch: „Ich kenne die Gebühren noch nicht.“ Vor allem bei Privatpatienten fürchtet der Apotheker erhebliche Nachteile: „Diese Gebühren fressen jetzt schon einen Teil meiner Marge auf.“ Rewe oder Aldi könnten als große Händler Einfluss auf die Kartengebühren nehmen, er nicht. Daraus hat er bereits Konsequenzen gezogen: In seiner Leipziger Beethoven-Apotheke akzeptiert er Kreditkarten nur in Ausnahmefällen.
„Das bargeldlose Bezahlen ist zweifellos im Aufwind“, so die Beobachtung von Morawietz, „die Kunden lieben es offensichtlich – auch wenn Verbraucherschützer davor warnen, die Übersicht über die Liquidität zu verlieren.“ Er hat sich mit dem Thema befasst und festgestellt, dass die Transaktionsgebühren zwischen den Anbietern und auch zwischen den Zahlarten erheblich schwankten. „Das kann existenzbedrohende Ausmaße annehmen, wenn bei Hochpreisern auf Privatrezept mit 3,4 Prozent Spanne nach Arzneimittelpreisverordnung allein VISA 1,9 Prozent des Umsatzes für die Bezahlung vereinnahmt.“
Auch der Deutsche Einzelhandelsverband (HDE) registriert seit längerer Zeit einen Druck der Banken in Richtung bargeldloses Zahlen: „Die Bargeldzahlung wird tendenziell teurer, Kartenzahlung billiger“, so ein HDE-Sprecher. Banken hätten die Gebühren für Bargeldeinzahlungen ebenso erhöht wie für die Ausgabe von Wechselgeld.
Wie teuer das bargeldlose Zahlen für Geschäftsleute tatsächlich ist, kann auch der HDE nicht sagen: Einen exakten Gebühren-Überblick kennt der Einzelhandelsverband nicht. Aber es gibt Anhaltspunkte: Die Monatsmiete für die Kartenterminals einschließlich Service kosten im Durchschnitt knapp 16 Euro. Die technische Zahlungsabwicklung kostet je nach Anbieter pro Zahlungsvorgang 4 bis 8 Cent. In einer vergleichenden Beispielrechnung mit 260 Transaktionen im Monat ergeben sich für mittelgroße Kunden bei einer Zahlung von 50 Euro daraus folgende Kosten: Girocard 21 Cent, Maestro 38,35 Cent und Mastercard 101 Cent. Bei einem Betrag von nur 5 Euro steigen die Kosten der bargeldlosen Zahlung überproportional an: Mit der Mastercard werden dann sogar 3,9 Prozent Gebühren fällig. Die teuerste Kreditkarte ist Diners.
Lesegeräteanbieter wie „Simplepay.de“ versuchen die Sorgen über steigende Gebühren zu zerstreuen. Die neue NFC-Technik sei in den meisten in Betrieb befindlichen Geräten bereits integriert, versichert Geschäftsführer Jason Altehoefer: „Und die Gebühren pro Transaktion ändern sich nicht.“ Gerade für Betriebe mit hoher Kundenfrequenz wie Apotheken seien NFC-Geräte von Vorteil: „Das Bezahlen geht schneller als mit Bargeld.“ Und die meisten Rechnungen in der Apotheke lägen unterhalb der 25-Euro-Grenze für kontaktlose Bankkarten. Und gerade für Apotheken hält Altehoefer noch ein passendes Argument parat: „Die Infektionsgefahr für die Apothekenmitarbeiter beim NFC-Zahlen ist deutlich niedriger als bei der normalen Bankkarte.“
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