Apothekenexklusivität

Apotheker lassen Hersteller büßen Alexander Müller, 01.03.2011 11:27 Uhr

Berlin - 

Die Empörung unter Apothekern ist jedes Mal groß, wenn apothekenexklusive Präparate bei dm, Rossmann oder Müller angeboten werden. Die Pharmazeuten fühlen sich von den Herstellern betrogen, deren Produkte sie „groß gemacht“ haben. Obwohl sich die betroffenen Firmen wiederholt öffentlich zur Apotheke bekennen, werden sie abgestraft: Drei Viertel der Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC reagieren nach eigenen Angaben empfindlich, wenn sie Konkurrenz im Mass Market bekommen.

Mehr als die Hälfte (51,2 Prozent) der Teilnehmer an der aktuellen APOTHEKE ADHOC-Umfrage empfiehlt demnach gezielt andere Hersteller, sobald bestimmte Produkte im Einzelhandel auftauchen. 28,1 Prozent gaben an, Marken sogar ganz auszulisten, die im Drogeriemarkt auftauchen. Den offenen Preiskampf sucht dagegen nur eine Minderheit: 3,9 Prozent der Befragten gaben an, die Preise für die betroffenen Produkte zu senken. Immerhin 16,8 Prozent der Befragten kümmern sich nicht weiter um die Konkurrenz und reagieren nach eigenen Angaben gar nicht.

Reaktionen gibt es regelmäßig auch auf Seiten der Hersteller. Während Orthomol den Warenfluss seiner Nahrungsergänzungsmittel mit 2D-Codes transparent machen will, haben Unternehmen wie Beiersdorf sogar Detekteien eingesetzt, um Licht in den Graumarkt zu bekommen. Auch Vertriebsbindungsverträge sind auf Seiten der Hersteller beliebt - aber nicht bei allen Apothekern. Die Firmen beklagen mangelnde Teilnahme der Pharmazeuten an den Verträgen. Meist regeln solche Vereinbarungen aber auch mehr als den Bezug und Weiterverkauf der Ware.

Die Suche nach den Löchern im Vertriebssystem ist trotz aller Maßnahmen nicht immer einfach - Branchenkennern zufolge gibt es einfach zu viele Kanäle: Neben den üblichen verdächtigen Warenschiebern seien einzelne Großhandelsniederlassungen aktiv, außerdem Apotheken mit Großhandelslizenz sowie Versandapotheken, bei denen große Abnahmemengen nicht so schnell auffallen. Weil besonders die Drogerieketten in der öffentlichen Wahrnehmung näher an die Apotheke rücken wollen, ist der Markt riesig. Und viel zu befürchten haben die Händler ohnehin nicht: „Apothekenexklusive Produkte“ gibt es rechtlich gesehen nur im OTX- und Rx-Markt.

An der Online-Umfrage bei APOTHEKE ADHOC nahmen zwischen 24. Februar und 1. März insgesamt 584 Nutzer teil.