Nach Antikörpertest

Apotheker lässt sich regelmäßig boostern

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Berlin -

Zum Start der Corona-Impfkampagne war nach der Zweitimpfung von einem „vollständigen Impfschutz“ die Rede. Doch recht schnell wurde die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung offensichtlich, seitdem wird wo nur möglich „geboostert“. Israel hat bereits die Kampagne für die Viertimpfung gestartet. Ist eine regelmäßige Impfung sinnvoll? Und welche Rolle spielt dabei der Antikörperwert?

Bereits seine vierte Impfung hat ein Apotheker kurz vor Weihnachten bekommen. Warum? Weil er ein Impfzentrum mit Vakzinen beliefert und sich das Team dort selbst regelmäßig boostert. Da ihm dies ebenfalls angeboten wurde, hat er davon Gebrauch gemacht.

Nach Angaben des Apothekers bestimmt der Leiter des Impfzentrums bei sich und allen Mitarbeitenden, die das wünschen, regelmäßig den Antikörperwert. Die verwendeten Antikörpertests geben das Ergebnis in BAU/ml an. Sinkt der Titer auf einen Wert unter 600, gibt es die nächste Spritze. Der Leiter selbst soll inzwischen schon sechsfach geimpft sein. In der Apotheke werden die Antikörpertests auch den Kund:innen angeboten. Ungeimpfte wurden auch schon bestimmt: „Da hatten wir dann Werte von 0,8 BAU. Mit Antikörpertests ließen sich also auch Impfpassfälscher leicht enttarnen“, so der Apotheker.

BAU steht für Binding Antibody Units. Diese Einheit gibt zum einen nur einen Teil der Immunantwort wieder – die T-Zellantwort kann nicht bestimmt werden. Zum anderen liegen noch keine definierten Grenzwerte vor. Das heißt, aktuell lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welcher Wert als „noch ausreichend“ gilt. Das generelle Absinken des Antikörpertiters bekräftigt die Notwendigkeit der Booster-Impfung, doch ob auch weitere, darüberhinausgehende Auffrischimpfungen nötig und sinnvoll sind, bleibt offen.

BAU – Grenzwerte fehlen

Der Berufsverband der Deutschen Laborärzte (BDLEV) hat im August versucht, die BAU-Werte einzustufen. „Unter einem Wert von 21,8 BAU gehen wir davon aus, dass die getestete Person keinen Immunschutz gegen das Coronavirus hat. Diese Patienten müssen bei den Auffrischungsimpfungen priorisiert werden. Anschließend sollte der Antikörperspiegel regelmäßig gemessen werden, um diese besonders gefährdete Patientengruppe bestmöglich zu schützen. Über 1000 BAU ist eine Drittimpfung unnötig. Zwischen 21,8 BAU und 1000 BA besteht ein Graubereich, der wissenschaftlich noch nicht genau ausgelotet ist“, erläutert Dr. Andreas Bobrowski, Vorstandsmitglied des BDLEV.

Vorgesehen ist eine solche Mehrfachimpfung wie im Impfzentrum eigentlich nicht. Von dem Zweck der Antikörpermessung mit Impfung nach Bedarf ist der Apotheker aber überzeugt. So habe ein Mitarbeiter des Impfzentrums, der schon im Februar geimpft worden sei, noch immer einen BAU-Wert von über 2000 – müsse also eigentlich nicht einmal geboostert werden. Bei anderen sinke der Wert nach seiner Beobachtung viel schneller nach der Impfung. Genauer wäre es zwar, die T-Zellen zu messen, aber das sei bei Kosten von rund 2500 Euro pro Person in der Masse nicht möglich.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) fasst die Empfehlungen für die Impfschemata so zusammen: Bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna sowie dem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca sind zwei Impfungen für die Grundimmunisierung vorgesehen. Bei dem Vakzin von Johnson & Johnson reicht eine Dosis, die Stiko empfiehlt aber eine zusätzliche mRNA-Impfdosis ab vier Wochen nach der Erstimpfung. Empfohlen für alle Geimpften ab 18 ist eine Auffrischungsimpfung mit mindestens drei Monaten Abstand.

Zu frühes Boostern kontraproduktiv

Immunologen verwiesen kürzlich darauf, dass ein zu frühes Boostern langfristig sogar negative Auswirkungen auf die Schutzwirkung haben kann. Denn die immunologischen Prozesse, die im Körper nach einer Impfung ablaufen, benötigen einige Zeit, bis sie abgeschlossen sind. So müssen sich beispielsweise antikörperproduzierende Plasmazellen und T-Zellen gebildet haben, manche davon werden zudem noch in Gedächtniszellen umgewandelt oder müssen ins Knochenmark wandern.

Wird zu früh – beispielsweise bereits nach wenigen Wochen – nachgeimpft, sind diese Prozesse noch in vollem Gange. Dadurch werde der „Reifungsprozess“ gestört. Der Booster wirke dann sogar schlechter, so das Fazit von Expert:innen. Aus immunologischer Sicht ist ein früher Booster daher nicht sinnvoll.

Eine Ausnahme stellen Patient:innen dar, die eine Immunschwäche aufweisen – bei denen also gar nicht erst eine schützende Antikörpermenge erreicht wurde, weil sie auf die ersten Impfungen kaum oder gar nicht reagiert haben. Hier empfiehlt auch die Stiko einen früheren Booster, bereits nach vier Wochen. Die Immunität wird in diesem Fall jedoch nicht geboostert, sondern überhaupt erst hergestellt.

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