Angst vor der Pleite

Apotheker ist froh über Insolvenz

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Berlin -

Die finanzielle Unsicherheit ist in vielen Apotheken groß – genau wie die Angst vor einer drohenden Pleite. Dass es nach einer Insolvenz weitergehen kann, zeigen zwei Beispiele aus Nordrhein-Westfalen. Auch wenn es zunächst ein Schock war, halfen den Inhabern die Insolvenzen aus der Misere.

Namentlich wollen beide Inhaber lieber nicht genannt werden. Der eine ist seit 2016 selbstständig und stellte im September Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Sein Ziel war es, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit seiner Apotheke über eine Sanierung weiter voranzutreiben und seinen Betrieb zu halten.

Wenn die Bank nicht hilft

Der Grund für die Insolvenz habe an der „starren Finanzierung“ der Bank gelegen, sagt Rechtsanwalt Markus Küthe, der den Apotheker als Eigenverwalter berät. „Mit entsprechendem Entgegenkommen hätte man das Verfahren verhindern können.“ Als die finanzielle Schieflage immer deutlicher geworden sei, wurde die Bank gebeten, die Laufzeit der Rückzahlung zu verlängern. Doch diese habe aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht mitgespielt.

Die Insolvenz sei unausweichlich gewesen. Die Center-Apotheke wurde in Eigenverwaltung weiter betrieben. Heute ist der Inhaber froh darüber, den Schritt der Insolvenz gegangen zu sein. Denn dadurch konnte die zu schwere Kreditlast, die auf der Center-Apotheke lag, aufgelöst werden.

Blickt der Apotheker zurück, zeichnete sich die Schieflage bereits früher ab. Im Sommer 2019 musste er mangels einer Filialleitung einen Apothekenbetrieb aufgeben. Die daraus resultierenden nachlaufenden wirtschaftlichen Belastungen haben sich während der Lockdownphasen in den Jahren 2020 und 2021 verschärft. Letztendlich war die Apotheke mit einer Bilanzsumme von zuletzt rund 1,2 Millionen Euro nicht mehr in der Lage, absehbare Forderungen und fällige Verbindlichkeiten termingerecht und vollumfänglich zu bedienen. „Jetzt steht die offizielle Aufhebung des Verfahrens kurz bevor“, so Küthe.

Stadt-Apotheker wurde Land-Apotheken los

Der andere Inhaber führte drei Apotheken, zwei davon auf dem Land. Er meldete vor zwei Jahren Insolvenz an. Die Betriebe auf dem Land seien nicht gelaufen und konnten nicht mehr querfinanziert werden, sagt Küthe. „Der Apotheker konnte die beiden Standorte ohne eine Verlustsituation auflösen und dadurch die Zukunft für seine Stadt-Apotheke sichern.“

Denn die vorhandenen Leasing- oder Mietverträge seien nur wegen der Insolvenz „abgeschnitten“ worden. „Sonst kommt man da nicht raus.“ In beiden Fällen sei die Drucksituation, die aus den Verlust- und Liquiditätssorgen entstanden sei, gelöst worden. „Sie können wieder gut schlafen.“

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