Lager von Bundeswehr geräumt

Apotheker frustriert: „Hier werden meine Masken beschlagnahmt“

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In Mainz hat die Bundeswehr ein komplettes Lager geräumt und die Schutzausrüstung beschlagnahmt.
Berlin -

Mit der bundesweit eingeführtem Maskenpflicht steigt die Nachfrage nach der Schutzausrüstung. Wie viele seiner Kollegen versucht auch Apotheker Dr. Stefan Spaniel auf verschiedenen Wegen an Ware zu kommen. Jetzt hatte er Pech: In Mainz wurde eine ganze Fuhre seines Lieferanten beschlagnahmt.

Die schlechte Nachricht schickte sein Lieferant per WhatsApp: „Die Bundeswehr hat die komplette Ware beschlagnahmt.“ Die Bundesregierung könne das wohl machen, wenn Not am Mann ist. „Und somit hat die Regierung alle Masken bekommen“, berichtet der Zwischenhändler. Zwar hofft er schnell auf Nachschub. Trotzdem könne Spaniel selbstverständlich von seinem Vertrag zurücktreten. „Es tut mir super leid.“

Das Video zeigt, wie die Bundeswehr das Lager komplett ausräumt: „500 Stück davon waren für uns“, klagt Apotheker Spaniel. Natürlich weiß er, dass die Masken in Kliniken dringender gebraucht werden, das Vorgehen findet er trotzdem unmöglich. „Wir haben die ganze Arbeit, prüfen die Zertifikate, bestellen die Masken und dann ist alles weg.“

Ähnliches berichten Zwischenhändler, die ebenfalls versucht haben, Masken für Apotheken im Ausland zu bestellen. Einem Unternehmen kam Ware aus Estland an der Grenze abhanden; der Zoll beschlagnahmte die Fuhre. Eine andere Bestellung bei 3M in den Niederlanden wurde direkt vom Hersteller storniert – offenbar kontrolliert der US-Mutterkonzern die Verkäufe, mutmaßt der Händler.

Auch Apothekerin Michelle Zimmerhofer, Inhaberin der Kern-Apotheke in Düsseldorf, erging es schon wie Spaniel. Sie hatte FFP2-Masken über den Dienstleister Pharma Solutions bestellt. Doch dann kam die Absage: „Heute wurde uns von unserem Lieferanten mitgeteilt, dass die von uns bestellten Masken von politischer Seite beschlagnahmt wurden und den Gesundheitsämtern beziehungsweise der Bundeswehr zugeführt werden. Insofern können wir die bestellten Masken derzeit nicht an Sie liefern“, schrieb der Zwischenhändler.

Spaniel betreibt unter anderem die Löwen-Apotheke in Feuchtwangen. Er hat sich früh und auf verschiedenen Kanälen um Schutzmasken gekümmert und versucht immer wieder an neue Ware zu kommen. Bislang konnte er nach eigenem Bekunden gut einkaufen, so dass er die Masken zu einem vergleichsweise günstigen Preis von 1,20 Euro verkaufen kann. Das sei allerdings eine Mischkalkulation.

Denn auch wenn Spaniel früh eingekauft hat, schlägt die allgemeine Preissteigerung mittlerweile auch bei ihm durch. Daher tut die beschlagnahmte Ladung doppelt weh. Ein Händler hat ihm jetzt mitgeteilt, dass der Preis wieder um 20 Prozent gestiegen sei. Verschenken will Spaniel die Masken in seinen Apotheken nicht, aber für einen einfachen Mund-Nasen-Schutz einen Preis mit realistischem Aufschlag zu verlangen – damit fühlt sich der Apotheker auch nicht wohl am HV-Tisch.

Allerdings würden in der Diskussion um Maskenpreise oft auch Äpfel mit Birnen verglichen. Allein bei den dreilagigen OP-Masken gebe es vier verschiedene Typen, die sich etwa in Druckresistenz oder Durchlassfähigkeit unterschieden. Auch bei den Ohr-Loops gebe es große Qualitätsunterschiede, zudem sei viel nicht zertifizierte Ware im Umlauf. „Ich habe selbst schon welche gleich wieder eingepackt und gespendet. So was kann ich nicht verkaufen“, berichtet der Apotheker.

Derzeit herrsche eine „Goldgräberstimmung“ auf dem Markt: „Jeder, der zwei Henkel an ein Stück Klopapier dranbringt, verkauft das als Maske“, moniert Spaniel. Der Apotheker rechnet damit, dass sich die Situation weiter verschärfen wird, nachdem in China unlängst mehrere Fabriken wegen fehlender Zertifikate geschlossen worden seien.

Spaniel ist durch Zufall an einen Lieferanten gekommen. Nachdem sein offener Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei APOTHEKE ADHOC veröffentlicht wurde, hat sich die Süddeutsche Zeitung mit dem Apotheker in Verbindung gesetzt. So kam er in einem Beitrag zwischen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zu Wort und konnte über die schwierige Lage in den Apotheken berichten. Daraufhin meldete sich ein Ausstatter für persönliche Schutzausrüstung (PSA) bei ihm und bot ihm Ware an. Spaniel konnte zu einem frühen Zeitpunkt recht günstig einkaufen. Und diese Ware wurde auch nicht beschlagnahmt.

 

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