Apotheker fordert Treueprämie für Angestellte Carolin Ciulli, 09.03.2022 15:21 Uhr
Die Betriebszugehörigkeit hat für Apotheker Sebastian Berges einen hohen Stellenwert. Tatsächlich arbeiten Approbierte, PTA oder PKA oft seit vielen Jahren in ein und derselben Apotheke – Jubiläen von 30 oder 40 Jahren kommen immer wieder vor. „Das ist für mich eine Leistung, die finanziell belohnt werden muss“, sagt der Inhaber der Apotheke am Questerhof in Köln, der auch zweiter Vorsitzender der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) Nordrhein ist.
Aktuell sieht der Gehaltstarifvertrag für Apothekenangestellte eine Lohnsteigerung vor, wenn sie eine bestimmte Zahl an Berufsjahren absolviert haben. Bei Apotheker:innen ist nach dem elften Berufsjahr Schluss mit dem Anstieg, bei PKA ab dem 14. und bei PTA und Pharmazieingenieur:innen ab dem 15. „Ich würde die Berufsjahre im Tarifvertrag abschaffen“, sagt Berges. „Warum soll ein Mitarbeiter, der zehn Jahre in der Apotheke arbeitet, zwangsweise kompetenter sein als jemand, der ein Jahr im Beruf ist.“ Diese Regel erinnere an „Beamtentum“ und „hat mit Leistung nichts zu tun“.
Betriebszugehörigkeit als Qualitätsmerkmal
Stattdessen sollte eine „Treueprämie“ für Mitarbeiter:innen in den Verträgen eingeführt werden, wenn diese eine bestimmte Anzahl an Jahren in ein und demselben Betrieb absolviert hätten. „Eine Betriebszugehörigkeit von zehn Jahren ist für mich eine Qualität.“ Berges, der seit mehr als 20 Jahren selbstständig ist, schlägt eine Lohnerhöhung alle fünf Jahre vor. „Das macht die Industrie auch so.“
Berges betont, dass in Apotheken ein Umdenken beim Thema „faire Bezahlung“ stattfinden müsse. Es sei entscheidend, dass man wegkäme von der derzeit gängigen Praxis „Tarif plus Summe X“ hin zu einer reinen Bezahlung nach Tarif, die der tatsächlichen Entlohnung entspricht. Die TGL Nordrhein arbeite daher künftig verstärkt an neuen Vergütungsmodellen, die diesen Wandel ermöglichten.
Dazu gehöre auch „leistungsorientierte Bezahlung“ (LOB). Bereits vor mehr als zehn Jahren verwies die TGL auf dieses Modell. Zusammen mit der Adexa wurde in Nordrhein das LOB-Konzept ausgearbeitet, das seit Anfang 2013 optionaler Teil des Tarifvertrags ist. In den Apotheken ist es jedoch nicht weit verbreitet: In Nordrhein beteiligten sich nur 5 Prozent daran. „LOB trifft nicht überall auf Gegenliebe, weil es Arbeit macht“, sagt Berges.