Notdienst

Apotheker durchsteht 48-Stunden-Schicht

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Berlin -

Häufig kommt Johannes Jaenicke bereits auf 84 Wochenstunden. Doch dass er gleich zweimal 24 Stunden Nacht-und Notdienst durchstehen musste, ist bislang noch nicht vorgekommen, berichtet der Besitzer der Adler-Apotheke im rheinland-pfälzischen Rhaunen. Und liefert ein Vorher/Nachher-Foto.

Zu seiner 48-Stunden-Schicht kam der Chef quasi durch einen Planungsunfall: „Ein Kollege aus der Region wollte unbedingt den Fronleichnamsfeiertag wegtauschen, ich hab mich dazu bereit erklärt, seinen Dienst zu übernehmen“, erzählt Jaenicke. „So halten wir das hier alle im Hunsrück. Natürlich haben wir das offiziell bei der Kammer angemeldet und genehmigen lassen.“ Da Jaenicke ohnehin für den anschließenden Notdienst vorgesehen war, hatte er plötzlich einen Marathoneinsatz vor der Nase.

Notdienste sind in der Adler-Apotheke Chefsache. Mindestens ein-, oft auch zweimal in der Woche steht Jaenicke dann bereit. Gemeinsam mit den fürstlichen regulären Öffnungszeiten kommen so schnell schon mal 84-Stunden-Wochen zusammen. Die Sonderschichten seien in der Provinz nicht wirklich rentabel. „Im letzten Sonntagsnotdienst hatten wir im Laufe der Zeit nur 20 Kunden“, berichtet Jaenicke. „Da bin ich dankbar für den Notdienstfonds, der hilft gerade Landapotheken.“ Doch auch dann lohne es sich finanziell nicht, eigens einen weiteren Apotheker abzustellen.

„Weil die Wege bis zur nächsten Nachtapotheke weiter sind als in den großen Städten, kommen meine Kunden nur, wenn sie schon wirklich den Kopf unter dem Arm tragen“, sagt Jaenicke. Alle zwei bis drei Stunden gehe dann die Klingel. „In einer Nacht musste zunächst um Mitternacht ein krankes Kind versorgt werden, zwei Stunden später kam ein Patient mit akuten Zahnschmerzen. Morgens um vier brauchte ein anderer Medikamente wegen einem Hundebiss. Er war in der Nacht seinem Vierbeiner auf dem Schwanz getreten und hatte danach im Krankenhaus versorgt werden müssen.“

In die Tiefschlafphase zu kommen, sei so unmöglich. „Und danach mache ich ganz normalen Tagdienst. Zuvor habe er noch gedacht, er sei noch jung und stecke die Zusatzarbeit locker weg. „Aber nach den ersten 24 Stunden sagten mir meine Mitarbeiter ganz vorsichtig, dass man mir die Anstrengung ansieht. Sie waren sensibler und kamen dann nicht mehr wegen jeder defekten Glühbirne zu mir.“ Natürlich leide bei solchen Marathonschichten ein wenig die Konzentration, räumt der Apotheker ein. „Nicht jeder Kunde, der tagsüber zu uns kommt, weiß von meinem Nachtdienst. Man sagt dann dem Herrn Mustermann: ‚Ich bin jetzt schon 30 Stunden im Dienst, bitte sprechen Sie etwas langsamer und deutlicher‘“. Da habe jeder Verständnis.

Um zumindest zeitweise ein bisschen abzuschalten, hat Jaenicke seine Mechanismen entwickelt. „Ich bin kein Kaffeetrinker, aber wenn zwischendurch Zeit ist, ziehe ich mich für eine Stunde raus und laufe eine Runde im nahe gelegenen Wald. So bekomme ich meinen Kopf frei.“ Den 48-Stunden-Marathon habe er halbwegs unbeschadet überstanden: „Aber danach sagte ich zu meiner Frau, dass ich mal einen halben Tag nur für mich brauche und ging dann zur Regeneration in unser schönes Freibad.“

Die Kammer habe ihn erst mal Verschnaufpause gegönnt. „Für diese Woche bin ich gar nicht für Notdienste vorgesehen, das kam ihr wohl selbst unheimlich vor“, sagt Jaenicke. Zum Jahresende wird er selbst auf Solidarität angewiesen sein: „Nach der jetzigen Planung soll ich sowohl an Heiligabend als auch am 2. Weihnachtsfeiertag Dienst machen. Ich hab zwei kleine Söhne, im Juli kommt der dritte, da hoffe ich auf einen verständnisvollen und tauschwilligen Kollegen ...“

Was macht ihr, wenn ihr Notdienst habt? Wie schlagt ihr die Zeit tot? Schaut ihr fern, ladet ihr Freunde ein oder erledigt ihr Arbeiten, die liegen geblieben sind? Und was ist euer Geheimtipp, wenn ihr aus dem Schlaf geklingelt werdet? Oder bleibt bei euch keine Zeit, weil ihr die ganze Nacht auf den Beinen seid? Jetzt mitdiskutieren im LABOR von APOTHEKE ADHOC!

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