Umsatzeinbußen

Apotheker droht Pleite durch Baustelle

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Berlin -

Baustellen vor der Tür sind für Apotheken ein leidiges Thema. In den wenigsten Fällen

können die Inhaber auf Schadenersatz für Umsatzausfälle hoffen.

Auch Dirk Hagemeister, Inhaber der Apotheke Sülfeld in

Schleswig-Holstein, kennt das Problem. Seit 15 Monaten wird an der

anliegenden Straße gebaut. „Ich habe dadurch Umsatzeinbußen von 70

Prozent“, sagt Hagemeister. Er sehe seine Existenz bedroht.

Dass es vor Gericht schwierig werden könnte, haben bereits Fälle in der Vergangenheit gezeigt: Ende Oktober erlitt eine Berliner Apothekerin eine Niederlage. Sie hatte Überbrückungsgeld von der Stadt gefordert, da sie ihren Betrieb durch die Bauarbeiten in seiner Existenz bedroht sah. Auch ein Apotheker aus Baden-Württemberg konnte keine Entschädigungszahlung einfordern.

In beiden Fällen begründeten die Richter ihre Entscheidung unter anderem damit, dass die Umsatzrückgänge nicht existenzgefährdend seien. Eine feste Grenze für hinzunehmende Bauzeiten oder Umsatzeinbrüche gibt es jedoch nicht.

Auch Hagemeister schätzt seine Situation als existenzgefährdend ein. Er habe bereits drei seiner sechs Mitarbeiter entlassen müssen, sagt er. Durch die Baustelle war bis Ende vergangener Woche die einzige Straße, die durch den Ort führt, gesperrt.

Ursprünglich sollte die Zufahrt nach vier Wochen wieder frei sein. Aber die Bauarbeiten verzögerten sich dem Apotheker zufolge immer wieder. „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich die Apotheke gleich zugemacht“, sagt Hagemeister.

Vom ersten Tag an seien weniger Patienten gekommen, sagt er. „Kunden, die zu uns wollten, mussten einen Umweg von acht Kilometern in Kauf nehmen“, so Hagemeister. „Das machen die wenigsten mit.“

Hagemeister betreibt noch drei Filialapotheken. Er habe alles, was die anderen Apotheken zusätzlich erwirtschaftet hätten, in das Geschäft in Sülfeld investieren müssen. Nun seien seine Reserven aufgebraucht, so der Apotheker.

Nach einer Winterpause sollen die Bauarbeiten im Frühjahr weitergehen. Er rechnet mit weiteren Umsatzeinbrüchen. „Die Spirale nach unten ist nicht mehr aufzuhalten“, sagt er. Gerichtlich vorgehen will er aber nicht: „Ich habe kein Geld mehr, mir einen Anwalt zu leisten“, sagt er. Zudem schätzt er seine Erfolgschancen als gering ein.

Der Apotheker hatte auf Unterstützung aus der Politik gehofft. Hagemeister wirft dem Bürgermeister Volker Bumann (CDU) Untätigkeit vor. Dieser weist die Kritik zurück: Die Dauer der Baumaßnahmen sei von Anfang an bekannt gewesen, so Bumann. Ihm seien die Umsatzrückgänge des Apothekers und der weiteren betroffenen Geschäfte bekannt.

Hagemeister und die Inhaber der von der Baustelle betroffenen Geschäfte wollen sich die andauernden Baumaßnahmen trotzdem nicht mehr gefallen lassen. Sie haben Plakate aufgehängt und sammeln Unterschriften. „Wir machen den Protest, um Druck auszuüben“, so Hagemeister.

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