Mit seiner jüngsten Plakat-Aktion hat DocMorris Gegenwind erzeugt. Die niederländische Versandapotheke warb gezielt gegen Vor-Ort-Apotheken. Pharmazeuten aus Hessen überklebten das Plakat und der Wort & Bild Verlag dichtete den Slogan für eine eigene Kampagne um. Ein Apotheker aus Hessen gibt der Zur-Rose-Tochter in einem Video jetzt recht und wirbt für den eigenen Botendienst.
Pierre Theuerkauf erfuhr von seinen beiden Söhnen von dem DocMorris-Plakat. Die Teenager sahen das Motiv mit dem Text „Wer ins Bett gehört, sollte nicht zur Apotheke müssen“ auf dem Schulweg in Frankfurt. „Für mich war das eine Steilvorlage“, sagt der Inhaber der Egelsbach-Apotheke in Hessen. Gemeinsam mit seiner Familie überlegte er, wie er die Aktion für sich nutzen könnte. „Ich bin kein Freund vom alleinigen Dagegenhalten.“ Überkleben käme für ihn nicht in Frage.
Der Apotheker entschloss sich für ein Facebook-Video: Theuerkauf steht in seiner Apotheke vor einem Display, das das Motiv des DocMorris-Plakates zeigt. „Heute möchte ich euch das Plakat einer Versandapotheke zeigen“, sagt er. Mit dem Slogan habe sie recht. „Das sehen wir genauso“, kommentiert der Pharmazeut. Bei einer Erkältung oder Fieber sei Bettruhe das wichtigste. „Aus diesem Grund sind unsere Boten den ganzen Tag unterwegs, um Medikamente zu unseren Kunden zu bringen.“
Vor der Offizin auf dem Parkplatz reicht er einem Boten die Einkaufstüte und dieser fährt davon. Der Botendienst sei schnell, zuverlässig und kostenlos. Und natürlich liefere er noch am selben Tag, betont der Apotheker. Im Anschluss sieht man den Lieferanten im Schlafzimmer eines verschnupften Mannes, der im Bett liegt. Der Bote überreicht die Bestellung. Plötzlich springt Theuerkauf in das Bild und auf das Bett: „Denn wer ins Bett gehört, der braucht seine Medikamente sofort“, sagt er.
Das Video kommt im Kunden- und Kollegenkreis gut an. Der Apotheker erhält Lob und wird bestätigt: „Super Service wie immer“, schreibt eine Nutzerin. „Wir haben einen modernen, lustigen Apotheker, der auch einmal eine Bettszene dreht“, freut sich eine andere. „Klasse gekontert! Weiter so!“, kommentiert ein anderer Kunde. Auch der Apotheker ist mit dem Resultat zufrieden: „Wir versuchen über Facebook nicht die Standard-Infos wie die Apotheken Umschau zu bringen, sondern unterhaltsam und witzig zu sein.“
Seit etwa einem Jahr nutzt Theuerkauf das soziale Netzwerk beruflich. Beim Dreh half die ganze Familie mit: Seine Frau stand hinter der Kamera. Sein Vater spielte den Boten, ein Bekannter den kranken Mann im Bett. „Er ist für jeden Scherz zu haben.“ Der rund eine Minute dauernde Beitrag war innerhalb von zwei Tagen im Kasten. Die Videos hätten meist einen lokalen Bezug und sollten die Kunden emotional ansprechen.
Für Aufregung sorgte das DocMorris-Plakat auch bei Kollegen. Eine hessische Apothekerin wollte sich gegen die Werbung wehren und überklebte das Plakat an einer Bushaltestelle nachts mit einer Kollegin. Auf ihren Flyern stand: „Wer krank ist benötigt seine Medikamente sofort – und nicht erst in 48 Stunden.“ Auf einem anderen: „Ihre Apotheken vor Ort. Wir helfen dann, wenn Sie uns brauchen. Dank flächendeckendem Notdienst 24 Stunden am Tag.“
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