Händler ohne Verhandlungsspielraum

Apotheker: „Die Verlierer sind wir“ Carolin Ciulli, 26.08.2024 10:46 Uhr

Eingeschränkter Händler: Martin Beutling kritisiert die Einschränkungen der selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker. Foto: Glocken-Apotheke
Berlin - 

Inhaberinnen und Inhaber befinden sich immer mehr im Spannungsfeld zwischen Heilberuf und dem Händler-Dasein. Martin Beutling aus Oberhausen fordert, dass wieder Rabatte beim Einkauf erlaubt sein müssten. Der Inhaber der Glocken-Apotheke ärgert sich darüber, dass er die Mitgliedschaft für die Industrie- und Handelskammer (IHK) zahlen muss, obwohl er nicht verhandeln darf.

Beutling führt die Glocken-Apotheke seit 22 Jahren. Das größte Problem sei derzeit nicht die Apothekenreform, sondern dass die Kosten explodierten, sagt er. Die Ausgaben für Gehälter oder Energie sowie inflationsbedingte Kosten stiegen. „Gleichzeitig wird uns die Möglichkeit genommen, Geld zu verdienen.“ Etwa durch das gestrichene Skonto, das vom Großhandel und immer mehr Herstellern im Direktvertrieb durchgesetzt wird.

Skonto-Wegfall wird nicht kompensiert

Der Apotheker verweist auf die „altbekannte“ Diskussion: „Warum bin ich noch verpflichtend in zwei Kammern, obwohl ich nicht handeln kann wie ein Kaufmann?“ Das Skonto-Urteil sei nicht zeitgemäß. „Unser Berufsbild gehört komplett überholt. Denn wir sollten nicht vom Skonto leben müssen.“ Er rechnet vor, dass ihm unterm Strich monatlich eine mittlere vierstellige Summe fehle. „Das wird nicht kompensiert, da muss schnellsten entgegengesteuert werden.“

Auch die Tätigkeit als Heilberufler sei eingeschränkt, beispielsweise durch die Rabattverträge. „Ich könnte mein Warenlager bestimmt um zwischen 10.000 und 20.000 Euro reduzieren, wenn ich flexibel abgeben dürfte.“ Dazu komme, der Versand, wenn ein Arzneimittel bestellt werden müsse. Die 2,50 Euro Botendienstgebühr rechne sich nicht und decke die Kosten nicht. „Es krankt an allen Ecken. Die Verlierer sind wir.“

Botendienstgebühr deckt Kosten nicht

Beutling betont, dass er bezogen auf die Apothekenreform das Engagement des Berufsstandes begrüßt und bewundert. Er sieht den Betrieb einer Apotheke ohne Apothekerin oder Apotheker nicht als größtes Problem. Gerade in der heutigen Zeit, in der jeder sofort erreichbar sei, müsse es doch als Approbierter möglich sein, einmal kurz zum Bäcker zu gehen, ohne Rechtsbruch zu begehen. „Diese Regelungen sind überholt und gehören abgeschafft. Daraus natürlich sofort eine Apotheke gänzlich ohne Apothekerin oder Apotheker machen zu wollen, ist natürlich das andere Extrem.“

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