Apotheker-Clan: Steuerbetrug in Millionenhöhe? APOTHEKE ADHOC, 25.05.2019 18:42 Uhr
Drei Apothekern aus dem Saarland wird ein Steuerbetrug in Millionenhöhe vorgeworfen. Laut einem Bericht der Saarbrücker Zeitung soll die Apothekerfamilie jahrelang mit Unterstützung von drei Steuerberatern über ein Firmennetz in Luxemburg Einkommens- und Gewerbesteuer hinterzogen haben. Auch ein Großhändler soll an dem Konstrukt beteiligt sein. Der Anwalt der Apotheker weist die Vorwürfe im Beitrag zurück.
Der beschuldigte Apotheker betreibt demnach in Saarbrücken eine Apotheke, seine Frau eine weitere in einer saarländischen Kreisstadt. Die beiden sollen zudem an dem mutmaßlich ebenfalls involvierten Großhändler beteiligt sein. Die Saarbrücker Zeitung schreibt: „Die Fahnder gehen angeblich einer Spur nach, wonach dieser Großhändler in einer Zeitspanne von nur fünf Jahren Medikamente für mehr als 100 Millionen Euro verkauft hat. Die Gewinne daraus sollen zumindest teilweise unter Umgehung des deutschen Fiskus an mehrere Luxemburger Firmen, die von Steuerberatern gegründet wurden, gelenkt worden sein.“ Gegen die Steuerberater wird wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall ermittelt.
Das Konstrukt beschreibt die Zeitung so: Die Apotheker sollen über ein „kreatives Rabattsystem“ und fingierte Verträge Zahlungen als Berater, Lieferant oder Handelsvertreter erhalten haben. Angeblich wurde das System auch anderen Apothekern angeboten. Einige sollen die Geldrückflüsse beim Finanzamt allerdings angezeigt haben, heißt es.
Im Sommer 2018 sollen die Ermittler erstmals mit richterlichem Beschluss die Privat- und Geschäftsräume des Pharmazeuten-Trios durchsucht haben. Fahnder des Saar-Fiskus hätten zuletzt zudem die Luxemburger Polizei bei einer Razzia an Firmensitzen in einer kleinen luxemburgischen Gemeinde begleitet. Es gibt offenbar mehrere Briefkastenfirmen in diesem Fall.
Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken bestätigte die Durchsuchungen. Das im Beitrag geschilderte Rabattsystem bilde den „Ermittlungsgegenstand“. Weitere Anfragen der Zeitung wurden mit Verweis auf das Steuergeheimnis allerdings abgebügelt.
Der Rechtsanwalt des Apothekers und dessen Frau wird von der Saarländischen Zeitung so zitiert: „Die seit bereits rund vier Jahren bekannten Tatvorwürfe beziehen sich auf eine in Luxemburg ansässige Gesellschaft, deren Mitgesellschafter mein Mandant ist. Diese Gesellschaft und die Beteiligung meines Mandanten waren gegenüber den deutschen und luxemburgischen Behörden stets offen gelegt. Sämtliche Erträge dieser Gesellschaft wurden in Luxemburg erklärt und versteuert. Die Gesellschaft gewährte keine illegalen Rabatte. Die Tatvorwürfe waren und sind daher aus unserer Sicht unberechtigt.“
Der Anwalt der dritten Apothekerin aus dem Familienkreis teilte der Zeitung mit, seine Mandantin sei an der Luxemburg Gesellschaft zu keiner Zeit beteiligt gewesen. „Die bereits seit 2015 erhobenen Tatvorwürfe sind daher aus meiner Sicht völlig unberechtigt“, zitiert ihn das Blatt.