Der Notdienst zählt zu den Gemeinwohlpflichten der Apotheker. Zwar gibt es mittlerweile eine Notdienstpauschale als finanzielle Entschädigung, aber manche Erlebnisse sind einfach unbezahlbar. Ihre Kollegen haben uns ihre schrägsten Vorfälle im Notdienst erzählt – von Pferden, Buntspechten und wartenden Damen im Cabrio.
Es klingt wie frei erfunden: Eine Kundin ritt am Wochenende im Notdienst mit ihrem Pferd vor, bis vor den Notdienstschalter. Es hatte irgendeine Kolik. Ich habe sie an den tierärztlichen Notdienst verwiesen.
Ein Kunde hat Viagra gekauft im Notdienst und mit fünf oder sechs Rollen Münzgeld bezahlt, darunter gerollte 1-Cent-Münzen. Offenbar ein Händler, der gerade nichts anderes hatte.
Im Sommer kurz nach Mitternacht hält ein Cabrio vor der Apotheke, die Musik aus dem Autoradio auf Anschlag aufgedreht. Die Beifahrerin hat lässig einen Turnschuh aus dem Fenster hängen. Ihr Galan verlangt an der Notdienstklappe „Nahkampfsocken“. Ob das denn ein Notfall sei, frage ich ihn. „Ja, wat denken Sie denn?!“, entgegnet er. Fand ich witzig, waren vermutlich trotzdem die teuersten Kondome, die er je gekauft hat.
Haben Sie Schnuller?
Ja, Kirschform?
Ne rund.
Wie bitte?
Die Platte muss rund sein.
[Apotheker sucht und findet runden Schnuller]
Der ist blau, haben Sie den auch in rosa?
[Apotheker sucht und findet rosa runden Schnuller]
Nein, der Ring muss beweglich sein.
Bitte gehen Sie jetzt.
Ich werde mich bei der Polizei beschweren.
Ich bitte darum.
Ein Mann hat mich vor Jahren mitten in der Nacht aus dem Bett geholt. Für jeden Notfall ok, aber er wollte nur Geld für den Zigarettenautomaten wechseln. Da ich sowieso schon wach war, habe ich den Zehner genommen und ihm 7,50 in Münzen zurückgegeben – Notdienstgebühr. Als er mein Gesicht gesehen hat, hat er das Geld genommen, sich bedankt und ist gegangen.
Heiligabend um 14.30 Uhr, eine halbe Stunde nach Schließung, kam eine verzweifelte junge Familie und wollte Babynahrung. Die hatten alles für Weihnachten besorgt, nur das Essen fürs Baby hatten sie vergessen. Natürlich haben wir geholfen. In einem anderen Jahr Heiligabend brauchte ein Paar um 23 Uhr abends ein Läusemittel.
Eine Familie hat mir einmal ein Buntspechtjunges gebracht, das aus dem Nest gefallen war. Ich sollte mich darum kümmern. Ich habe wie es so schön heißt, in diesem Fall die Annahme verweigert.
Kurz vor Notdienstschluss klingelt der Kunde. Ich sage ihm freundlich, dass er da ja Glück gehabt hätte so kurz Schluss. Er: Ja, es ist aber noch nicht halb neun. Er will Mucosolvan, beschwert sich beim Zahlen über die Notdienstgebühr. „Ich werden mich bei Ihrem Kammerpräsidenten beschweren, der wohnt bei uns im Ort.“ „Ein Zufall, ich kenn ihn auch, wir werden herzhaft über Sie lachen.“ Dazu er: „Immer dasselbe, wenn's zum Arzt nicht gereicht hat, wird man Apotheker.“
Um 1 Uhr morgens kam ein Pärchen und fragte nach einem Schwangerschafstest – und nach einem Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen. Naja, den Test hätten sie sich vermutlich sparen können.
Nachdem ich nach einer harten Notdienstnacht gefühlt zum zehnten Mal beim Frühstück unterbrochen wurde, brennen mir die Sicherungen durch. Fenster auf, Schinkenbrot rausgeschmissen. Unten in der Apotheke steht der Kunde vor mir und meint freundlich, er habe mich hoffentlich nicht beim Frühstück gestört. Ich sehe über seine Schulter und sehe das Brot auf seinem Auto liegen. „Ach was… nö nö… Was kann ich denn für Sie tun?“
Mich hat mal nachts um 2 Uhr jemand gefragt, ob ich Zwieback hätte und ausliefern könnte.
Eine andere Apotheke, die abends ein Medikament bringen sollte, war nicht gekommen. Jetzt hatte ich die Kundin im Nachtdienst am Telefon und sollte einspringen. Sie wüsste nur leider nicht mehr, welche Tabletten es gewesen seien…
Im Notdienst hat mich eine Dame angerufen. In ihrer Wohnung rieche es nach Zitrone und das könne sie nicht ausstehen. Ob ich nicht Febreze da hätte.
Ein recht offensichtlicher Junkie fragt nach Vitamin C.
Ich: Wozu brauchen Sie das denn?
Er: Für meine Oma.
Ich: Oh, hat die Diabetes?
Er blickt erst verwirrt und sagt dann schnell: Ach so, jaja, Diabetes.
Ich: Dann ist das schlecht, das kann ihre Messwerte verzerren.
Er: Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?
Ich: Sie haben doch angefangen.
Um 2 Uhr morgens verlangt eine Patientin ein Mittel gegen Sodbrennen. Nachdem ich ihr alle gezeigt hatte, sagte sie, sie wolle Bullrich Salz. Um 5 Uhr ruft sie an und sagte, das Mittel wirke nicht. „Ja, aber sie wollten doch Bullrich Salz.“ „Ich komme nochmal. Und jetzt nehme ich das andere, das Sie empfohlen haben.“
Das Nasenspray gegen die Ohrenschmerzen des Kleinkindes zeigte nicht die gewünschte Wirkung. Kein Wunder, die Eltern hatten es in die Ohren gespritzt, was die Beschwerden eher verschlimmert hat…
Ihnen ist dasselbe oder etwas noch viel Seltsameres passiert? Dann lassen Sie die Kollegen daran teilhaben und schicken uns Ihre Geschichte(n) an redaktion(@)apotheke-adhoc.de.
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