Apotheker beraten Heimpatienten Benjamin Rohrer, 26.11.2012 11:35 Uhr
Die Apotheker in der Verbandsregion Nordrhein könnten schon bald Geld mit Medikationschecks verdienen: Gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg hat der Apothekerverband ein Modellprojekt gestartet, bei dem Apotheken die Medikation von Heimpatienten analysieren. Pro Arzneimittelcheck erhalten die Pharmazeuten 55 Euro von der Kasse. Vorerst sollen drei Heime und Apotheken teilnehmen. Ziel des Verbandes ist es, dass in Zukunft alle Apotheken Medikationschecks durchführen.
Bei dem patientenindividuellen Medikationsmanagement sollen die Apotheker Wechselwirkungen, Doppel- und Mehrfachverordnungen sowie potentiell inadäquate Medikationen aufdecken. In Abstimmung mit dem Arzt soll bei Bedarf die Medikation der Heimpatienten geändert werden. Bei dementen Patienten soll der Apotheker seine Empfehlungen dem Heimpersonal mitteilen.
Die technische Umsetzung des Projektes wurde bislang nicht geklärt. Die an dem Modellprojekt teilnehmenden Ärzte, Apotheker und Heime müssen beispielsweise noch vereinbaren, wie der Apotheker Einblick in die Patientenakten bekommt. Fest steht allerdings, dass die Pharmazeuten das gesamte Medikationsmanagement koordinieren sollen.
Das Projekt wird von einem Wissenschaftsinstitut begleitet. Im kommenden Jahr soll ausgewertet werden, ob sich die Medikationschecks der Apotheker positiv ausgewirkt haben. Ist dies der Fall, soll die Anzahl der teilnehmenden Heime auf zwölf erhöht werden.
Verbandschef Thomas Preis begrüßt die neue Zusammenarbeit mit der AOK: „Ich bin überzeugt, dass der Medikationscheck durch Apotheker die Arzneimitteltherapie in Alten- und Pflegeheimen nachhaltig verbessern wird.“ Von der Kooperation gehe ein wichtiges Signal aus für die wachsende Bedeutung von besonderen pharmazeutischen Dienstleistungen durch Apotheker.
Eigentlich hätte der Verband gerne Medikationsberatungen für alle Apotheken der Verbandsregion mit der AOK Vereinbart. Die Kasse wollte die Wirkung der Checks allerdings erst einmal im Heimbereich testen. Preis' Ziel ist es aber, dass das Medikationsmanagement durch den Apotheker Teil der Regelversorgung wird.
Bei Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) rennen die Apotheker offene Türen ein: Unter ihrer Leitung hatte sich die Landesgesundheitskonferenz in der vergangenen Woche in einem Entschließungsantrag dafür ausgesprochen, dass Apotheker in der Medikationsberatung mehr Kompetenzen erhalten sollen.
Für die Apotheker aus Nordrhein ist es nicht der erste Nebenverdienst durch Arzneimittelberatungen: Für die Beratung der Versicherten bei der Arzneimittelumstellung, Dokumentationen und für die Teilnahme an lokalen Projekten gibt es von der AOK jährlich pro Apotheke 1200 Euro.
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