Kundschaft finanziell unter Druck

Apotheker beklagt fehlende Zahlungsmoral

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Berlin -

Nicht nur die Apotheken spüren finanziellen Druck – auch die Kundschaft ist weniger zahlungsfähig als früher. Das ist ein Eindruck von Jens Boving. Der Inhaber der Apotheke am Markt in Ellwangen beklagt, dass seit der Pandemie die Zahlungsmoral nachgelassen habe. Er fordert von der Politik Lösungen, um das Risiko für beide Seiten zu minimieren.

Die Zahlungsmoral der Kundinnen und Kunden lasse stetig nach, so Boving. „Entsprechend länger werden unsere Kundenmahnlisten.“ Der Inhaber erklärt, dass bei ihm, je nach Standort, der Anteil der Privatversicherten hoch sei. „Das ist erstmal erfreulich, birgt aber auch Risiken.“ In Ellwangen etwa liege der Anteil bei etwa 30 Prozent. „Es ist eine klassische Beamtenstadt.“ Die Apotheke befindet sich in der Nähe des Landgerichts.

Immer wieder komme es vor, dass insbesondere chronisch Kranke ihre Arzneimitteltherapien nicht zahlen könnten. Unter den Betroffenen sei etwa ein Kunde, der schon lange krank und dadurch berufsunfähig sei – und trotzdem privatversichert. „Wie soll er das finanzieren? Auch diese Menschen treffen die Kostensteigerungen. Die Medaille hört nicht bei uns, den Krankenkassen und den Lieferanten auf.“

Nachwirkungen der Pandemie

Seit der Coronazeit häuften sich unbezahlte Rechnungen. Boving stellt dies bei den Quartalsabrechungen fest. Manchmal seien es unter 100 Euro, manchmal ein paar Tausend. „Viele Selbstständige sind betroffen. Die Coronazeit hat da richtige Löcher gerissen. Die Nachwirkungen sind immer noch da, auch wenn man diese nicht offen kommuniziert.“ Die fehlenden Zahlungen seien ein Problem für die Apotheke, besonders, wenn es um Hochpreiser geht.

Der Inhaber überlegt, wie er sein Forderungsmanagement zusammenstellt. „Wenn ich ein Inkassounternehmen beauftrage, ist ja meistens eh nichts mehr da und dann natürlich auch nichts mehr zu holen.“ Auch Ratenzahlung sei möglich. Im Ort kenne man sich und er spreche derzeit die betroffene Kundschaft auf das Problem direkt an. „Wir müssen das in den Griff kriegen, das kann nicht dauerhaft so laufen.“

Direktabrechnung mit Mankos

Eine andere Lösung sei die Direktabrechnung mit den privaten Versicherungen. Doch das könne letztlich auch kompliziert werden, wenn die Unternehmen nur Teilbeträge ersetzen. „Es ist sehr aufwändig und zeitintensiv“, sagt er. Boving will gemeinsam mit seinem Team nach Lösungswegen suchen. Doch das Thema sollte auch von der Politik betrachtet werden. Denn immerhin gehe es um kranke Menschen, die ihre teils sehr teuren Arzneimittel vorfinanzieren müssten und erst nach Wochen die Beträge zurücküberwiesen bekommen.

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