Apotheker: AOK-Gespräch war „ungewöhnlich angenehm“ Carolin Ciulli, 15.02.2022 11:21 Uhr
Die pandemiebedingt gelockerten Abgaberegeln bei Rabattarzneimitteln vereinfachen den Alltag in vielen Apotheken. Die Krankenkassen wiederum dürften die Ausnahmeregelungen in ihren Bilanzen zu spüren bekommen und schicken auch deshalb Angestellte für Gespräche in Apotheken. Bei Jörg Preininger aus Sachsen-Anhalt kündigte sich die AOK an – und überraschte den Inhaber der Erlen-Apotheke in Möckern.
Die AOK Sachsen-Anhalt führt mit Apotheken Beratungsgespräche zur Auswertung der Apothekenkennzahlen durch. Preininger wurde für Montagvormittag ein Telefonat angekündigt. Der Apotheker ging mit gemischten Gefühlen in das „Verhör“. Von Kolleg:innen habe er gehört, dass die Kasse dabei daraufhin weise, mehr Rabattartikel abzugeben. Im Vorfeld schickte ihm die Kasse als Vorbereitung eine mehrseitige Informationsmappe mit einer individuellen Auflistung seiner abgegebenen rabattbegünstigten Arzneimittel.
Rabattquote von 82 Prozent
Demnach gab er von Mai bis Ende Oktober rund 13.500 Packungen Arzneimitteln für die Kasse ab. Davon seien knapp 11.000 mögliche Rabattarzneimittel gewesen, von denen die Erlen-Apotheke knapp 9000 wie gefordert abgab. Seine Quote lag bei knapp 82 Prozent und damit leicht über dem Durchschnitt (knapp 81 Prozent) aller Apotheken im Bundesland. Der Schnitt der „Top-25-Prozent-Apotheken“ liegt demnach bei einer Quote von knapp 85 Prozent.
In 880 Fällen wurde ein Sonderkennzeichen gesetzt, in 375 Fällen war auf dem Rezept das Aut-idem-Kreuz ausgewählt. Die sechs Wirkstoffe, die am häufigsten ein Sonderkennzeichen erhielten, sind der Auflistung zufolge Valsartan und Ramipril sowie Etoricoxib, Valsartan und Hydrochlorothiazid, Allopurinol und Ezetimib. In Preiningers Betrieb wurden 417 Packungen wegen Nichtverfügbarkeit nicht substituiert, in 66 Fällen machte er pharmazeutische Bedenken geltend.
AOK verweist auf Lagerhaltung
„Meine Rabattquote sieht recht gut aus“, sagt der Apotheker. Das Gespräch sei „sehr angenehm“ gewesen. „Das war ungewöhnlich, denn man ist über die Jahre ja einiges gewöhnt.“ Die AOK-Mitarbeiterin ging mit dem Apotheker die Statistiken durch und besprach die einzelnen Punkte. Kritik habe es nicht gegeben. „Ich hatte damit gerechnet, dass sie eine höhere Quote will. Sie war aber ganz zufrieden mit uns.“ Allerdings verwies die Kasse auch mit Blick auf das Auslaufen der Corona-Sonderregeln im Mai, dass er Arzneimittel für die Akutversorgung wie Doxycyclin auf Lager haben sollte.