Apothekenzahlen

Wenn Filiale, dann gleich drei

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Berlin -

Die Zahl der Apotheken ist seit Jahren rückläufig, gleichzeitig gibt es immer mehr Filialen. Jede dritte Betriebsstätte ist mittlerweile in einem Filialverbund. Laut der Steuerberatungsgesellschaft RST ist die Filialisierung eine Zukunftsstrategie – aber kein Allheilmittel. Allgemeiner Tipp der Experten: Gründung oder Kauf einer Filiale nur, wenn sie sich rechnet und dann ruhig mehrere.

Der Umsatz einer durchschnittlichen Apotheke lag nach Angaben der ABDA im vergangenen Jahr bei 2,02 Millionen Euro. Diese Statistik bezieht alle Apotheken ein, also Einzel- und Filialapotheken. Eine „echte“ Einzelapotheke liegt nach Zahlen von RST meist zwischen 1,8 und 2,3 Millionen Euro Umsatz. Das entscheidende Merkmal ist laut RST-Chef Axel Witte immer die sogenannte Versorgungsprofilgruppe – diese richtet sich nach dem konkreten Umfeld der Apotheke.

Eine Apotheke mit einer Filiale kommt nach Zahlen von RST auf einen Umsatz von insgesamt 3,5 bis 4,5 Millionen Euro. Dabei kann es auch eine überdurchschnittlich große Apotheke geben und eine kleinere Verkaufsstätte. Letztere muss nicht unbedingt die Filiale sein, wenn diese als Ableger einer kleinen aber wirtschaftlich gesunden Hauptapotheke an einem attraktiveren Standort gegründet wurde.

Ein 3er-Verbund liegt laut RST im Durchschnitt zwischen 6 und 7,2 Millionen Euro – also in der Regel bei mehr als drei einzelnen Apotheken. Auch bei einer Apotheke mit der Maximalzahl von drei Filialen ist der Umsatz durchschnittlich größer als 8 Millionen Euro. „Wenn man sich für Filialisierung entscheidet, dann geht der Weg oft in Richtung mehrere Filialen“, sagt RST-Chef Witte.

Das ist schon aus der psychologischen Perspektive leicht nachvollziehbar: Wer einmal erfolgreich eine neue Filiale gegründet hat, wird dies wahrscheinlich bei einer guten Gelegenheit erneut tun. Die Praxis bestätige das, so Witte.

Dem RST-Chef zufolge profitieren Filialverbünde auf verschiedenen Ebenen von Synergieeffekten. Werbung und der gesamte Marktauftritt könnten professioneller gestaltet werden, durch Zentralisierung sei eine bessere Aufwand-Nutzen-Relation möglich. Auch pharmazeutische Dienstleistungen mit teilweise erheblichem Fortbildungsaufwand könnten von einem Verbund leichter angeboten werden. „Das führt vielfach zu einer höheren Qualität für den Kunden“, so Witte. Nicht zuletzt kann der mögliche Austausch von Personal zu Ersparnissen führen.

„Wichtig ist aber: Keine Filialisierung um jeden Preis“, betont Witte. Jede Apotheke müsse für sich allein genommen ein Profitcenter bleiben. „Denn eine nicht tragfähige Filiale kann die Existenz des ganzen Filialverbunds gefährden“, warnt der Steuerberater.

Zudem sei die Filialisierung nicht der einzige zukunftsträchtige Weg. „Manchmal ist die zielgerichtete Entwicklung einer Einzelapotheke als 'local hero' lohnender“, so Witte. Die Apotheke könne sich spezialisieren oder zusätzliche Geschäftsfelder aufbauen. Investitionen in diesen Bereichen seien zuweilen erfolgversprechender als eine Erweiterung der Betriebsstätten.

Nach Zahlen der ABDA wurden Ende 2014 nur noch 13.223 Betriebsstätten als Einzelapotheke geführt. Mehr als jede dritte Apotheke gehört demnach inzwischen zu einem Filialverbund, Ende 2014 waren es genau 7218 von 20.441 Apotheken.

Bei der Rendite sind die Unterschiede nicht so gravierend. Eine Einzelapotheke kommt nach Zahlen von RST auf einen Wert zwischen 6 und 7 Prozent. Ein Zweierverbund liegt demnach nur zwischen 6 und 6,5 Prozent. Tendenziell besser sind Verbünde aus drei Apotheken mit 6 bis 7 Prozent, während die durchschnittliche Rendite von vier zusammengeschlossenen Apotheken zwischen 5,5 und 6,5 Prozent schwankt. Hier ist Größe also eher kein Garant für bessere Geschäfte, wenn man nur die Rendite betrachtet. Allerdings beziehen sich die Prozentzahlen auf die hohen Ausgangswerte.

Wie erfolgreich eine Apotheke ist, hängt aber nicht in erster Linie von ihrem Status ab, sondern von ihrem Standort. „Apotheken laufen an Frequenzstandorten besonders gut. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Frequenz aus einer guten Lauflage, einem Center oder einem Ärztehaus resultiert“, so Witte.

Hier zu verallgemeinern, ist laut RST problematisch. Denn je nach „Mikrostandort“ der Apotheke gebe es große Unterschiede bei Warenkörben, Umsatzstruktur und Rentabilität. Der konkrete Standort – also das vorhandene und erschließbare Kundenpotenzial – sei immer der entscheidende Erfolgsfaktor einer Apotheke.

Auf die Größe der Apotheke kommt es dabei weniger an: „Einen kausalen Zusammenhang zwischen Umsatz und Spanne gibt es nicht“, betont Witte. Entscheidend für die Höhe der Spanne sei das Versorgungsprofil der Apotheke. Bestimmende Größen seien dabei etwa das Verhältnis Rx-/OTC-Umsatz sowie im Verordnungsbereich die Anteile von GKV und PKV-Rezepten.

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