Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist erstmals seit der Wiedervereinigung auf unter 20.000 gesunken. Ende 2016 gab es nach ABDA-Angaben noch 20.023 Apotheken. Im ersten Quartal rutschte die Zahl bundesweit klar unter die Schwelle. Das ist der niedrigste Stand seit 1990, als es 19.898 Apotheken gab. Setzt sich die Zahl der Schließungen in diesem Tempo fort, zeichnet sich für dieses Jahr ein Negativrekord ab.
Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC schlossen in den ersten drei Monaten im Kammerbezirk Westfalen-Lippe acht Apotheken. Damit gibt es dort Ende März nur noch 1990 Betriebsstätten, nach 1998 zum Jahresende. Auch im Schwesterbezirk Nordrhein gab es erneut einen Rückgang: 19 Schließungen standen in den ersten drei Monaten nur fünf Eröffnungen gegenüber. Netto bleibt damit ein Verlust von 14 Apotheken. In Nordrhein gibt es damit noch 2268 Apotheken, nach 2282 zum Jahreswechsel.
Nicht besser sieht es in Bremen aus: In der Hansestadt schlossen fünf Apotheken, damit sank die Zahl der Betriebsstätten auf 147. Auch in Niedersachsen setzte sich der Rückgang fort: Zehn Apotheken schlossen seit Jahresbeginn, vier Apotheken wurden eröffnet. Statt 1960 Apotheken zum Jahreswechsel gibt es jetzt nur noch 1954 Apotheken. Quartalszahlen aus anderen Kammerbezirken liegen noch nicht vor. Damit ist aber bereits klar, dass im ersten Quartal die Zahl der Apotheken unter 20.000 gefallen ist.
Im vergangenen Jahr schlossen unter dem Strich bundesweit 226 Apotheken. Setzt sich diese Tendenz im laufenden Jahr fort, zeichnet sich für Ende 2017 ein Negativrekord ab: Die Apothekenzahl dürfte in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 27 Jahren fallen. Das historische Tief betrug im Jahr der Wiedereinigung 19.898 Apotheken. Die Zahl der Betriebsstätten geht seit dem Höchststand mit 21.602 Betriebsstätten im Jahr 2008 kontinuierlich zurück: Innerhalb der vergangenen acht Jahre haben netto 1570 Apotheken aufgegeben, das entspricht einem Rückgang um 7,3 Prozent.
Im vergangenen Jahr standen 349 Schließungen nur 123 Neueröffnungen gegenüber. Insgesamt gab es zum 31. Dezember 15.607 Hauptapotheken, das waren 361 weniger als Ende 2015. Die Zahl der Filialapotheken stieg um 135 auf 4416. Die Apothekendichte liegt aktuell bei nur noch 24 Betriebsstätten für 100.000 Einwohner. Zuvor waren im Durchschnitt noch 25 Apotheken für die Arzneimittelversorgung von 100.000 Menschen verfügbar. 2008 gab es im Mittel noch 26,3 Apotheken pro 100.000 Einwohner.
Die Zahl der Apothekenleiter war bereits 2015 unter 16.000 gesunken: Sie lag mit 15.968 ein Viertel unter dem Rekordwert aus dem Jahr 2000, als es noch 21.592 Inhaber gab. Ende 2015 wurde jede fünfte Apotheke als Filiale geführt. Entsprechend gehörten 36,5 Prozent aller Apotheken zu einer „Minikette“ mit zwei, drei oder vier Betriebsstätten – das waren 7398 der damals insgesamt 20.249 Apotheken. Die Zahl der Einzelapotheken war auf 12.851 zurückgegangen.
Die Zahl der Apotheken sinkt mehr oder weniger schnell, aber kontinuierlich: 2009 schlossen unter dem Strich 54 Betriebsstätten, ein Jahr darauf waren es 107. 2011 stieg die Zahl der Schließungen auf 203, danach sogar auf 317. In den beiden Jahren darauf blieb sie mit 259 beziehungsweise 221 auf hohem Niveau. Nach 187 Schließungen im Jahr 2015 wurden im vergangenen 217 Betriebsstätten zugesperrt.
Am stärksten waren die prozentualen Rückgänge in den Stadtstaaten Bremen (21 Schließungen, minus 12,1 Prozent) und Hamburg (54 Schließungen, minus 11,8 Prozent). In Westfalen-Lippe, immerhin viertgrößter Kammerbezirk, wurden in den vergangenen acht Jahren 234 Apotheken aufgegeben – das sind 10,5 Prozent aller Apotheken.
Überdurchschnittliche Verluste gab es auch im Saarland (33 Schließungen, minus 9,7 Prozent) sowie in Rheinland-Pfalz (105 Schließungen, minus 9,3 Prozent), Nordrhein (232 Schließungen, minus 9,2 Prozent), Schleswig-Holstein (63 Schließungen, minus 8,5), Baden-Württemberg (228 Schließungen, minus 8,2 Prozent) und Hessen (120 Schließungen, minus 7,4). Bayern liegt wegen seiner hohen Apothekenzahl trotz 233 Schließungen mit minus 6,8 Prozent im Mittelfeld.
In den neuen Bundesländern sind die Apothekenzahlen dagegen weitgehend stabil geblieben. In Berlin gab es seit 2008 bis Ende 2016 52 Schließungen, das entspricht einer Quote von 5,8 Prozent. In Thüringen wurden 21 Betriebsstätten aufgegeben (minus 3,7 Prozent), in Sachsen-Anhalt waren es 17 (minus 2,8 Prozent). In Sachsen fallen sieben Schließungen weniger ins Gewicht (minus 0,7 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl von 407 auf 410 gewachsen und jetzt wieder auf 406 zurückgefallen. Brandenburg ist das einzige Bundesland, in dem es Ende 2016 mehr Apotheken gab als 2008 (576 statt 572).
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