Die traditionelle Einzelapotheke gibt es immer seltener: Fast vier von zehn Betriebsstätten gehören nach aktuellen Zahlen der ABDA heute zu einem Filialverbund. Die Tendenz ist seit Jahren steigend. Ein weiterer Trend: Filialen werden dreimal öfter übernommen als neu gegründet. Es gibt immer weniger Inhaber, der Markt konsolidiert sich weiter.
Die Zahl der Apotheken ist im ersten Quartal 2017 erstmals seit 1990 unter die magische Grenze von 20.000 Betriebsstätten gefallen. Bei der Präsentation des aktuellen Lageberichts anlässlich des DAV-Wirtschaftsforums ging die ABDA noch vom Stand Ende 2016 aus – und damit von 20.023 Apotheken. Davon waren zum Stichtag 15.607 Einzelapotheken und 4416 Filialen.
Erneut ist im Vergleich zum Vorjahr eine Verschiebung zu beobachten: Während es insgesamt 361 weniger Hauptapotheken gab als Ende 2015, ist die Zahl der Filialen im selben Zeitraum um 135 gestiegen. 158 Übernahmen und 52 Neugründungen standen bei den Filialen 75 Schließungen gegenüber. Dagegen wurden im Jahr 2016 nur 71 Hauptapotheken neu eröffnet, aber 432 geschlossen, die 158 als Filiale übernommenen Apotheken eingeschlossen.
Der Trend zu größeren Verbünden setzt sich fort. Ende 2016 gab es nur noch 12.399 Einzelapotheken, das entspricht 61,9 Prozent der Gesamtzahl. Die übrigen 7624 Apotheken befinden sich in Filialverbünden. Mit Abstand am typischsten ist die „kleine Lösung“: 2290 Hauptapotheken haben eine Filiale. 628 Inhaber betreiben zwei Filialen, 290 die Höchstzahl von drei zusätzlichen Betriebsstätten. Als Gruppe gerechnet sind damit knapp 6 Prozent aller Apotheken in einem 4er-Verbund.
Der Trend ist seit Jahren ungebrochen: 2007 waren lediglich 17,1 Prozent der Apotheken in einem Filialverbund zusammengeschlossen, zehn Jahre später sind es mehr als doppelt so viele (38,1 Prozent). Damals gab es 12,8 Prozent in 2er-Gespannen, heute trifft das auf 22,9 Prozent der Apotheken zu. Bei all dem ist zu bedenken, dass die Zahl der Apotheken insgesamt rückläufig ist.
2016 haben nach ABDA-Zahlen insgesamt 349 tatsächlich geschlossen, davon 274 Einzelapotheken. Während die Zahl der Haupt- oder Einzelapotheken netto um 361 zurückging, war das Verhältnis bei den Filialen positiv: 2016 gab es 75 Schließungen, dafür insgesamt 210 neue Filialen. Auffällig dabei ist, dass es insgesamt weniger Neugründungen gab als 2015 – nämlich 52 im Vergleich zu 63 im Vorjahr, dafür mehr Übernahmen (158 nach 146).
Und ein weiterer Trend setzt sich fort: Immer mehr Apotheken werden in der Rechtsform der offenen Handelsgesellschaft (OHG) geführt: Ende 2016 wurden insgesamt 689 Betriebsstätten von mindestens zwei Apothekern zusammen geführt. Zum Vergleich: 2005 waren es noch 385 Apotheken. Aus der Statistik ergibt sich nicht, wie viele OHG es tatsächlich gibt oder wie viele Apotheker an einer OHG beteiligt sind.
Während die Frauen im Pharmaziestudium mittlerweile klar in der Überzahl sind, schlägt sich dies in der Inhaberstruktur erst allmählich nieder. Noch immer werden mehr Apotheken von Männern geführt, aber es ist knapp: 47,4 Prozent Apothekenleiterinnen gab es 2016. Das ist ein neuer Höchstwert – und das, obwohl der Wert 2015 im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken war.
Die Apothekendichte hat sich im Ost-West-Vergleich seit der Wende ausgeglichen. 1990 gab es in den alten Bundesländern 28,3 Apotheken auf 100.000 Einwohner, in den neuen nur 11,7 Apotheken. Mittlerweile liegt dieser Wert im Osten mit 24,8 sogar über dem der alten Bundesländer mit 24,3. Neben der Anzahl der Apotheken ist natürlich die Bevölkerungsentwicklung entscheidend für diese Entwicklung.
Auch regional gibt es durchaus bedeutsame Unterschiede: So kann Weiden in der Oberpfalz mit 45 Apotheken auf 100.000 Einwohner als überversorgt gelten, während in Bottrop nur 18 Apotheken auf 100.000 Einwohner kommen. Insgesamt liegt die Bundesrepublik mit einem Wert von 24 deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 31.
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