Der rückläufige Trend bei der Zahl der Apotheken ist ungebrochen: Im vergangenen Jahr gaben wieder knapp 220 Inhaber auf – nach einer kurzen Unterbrechung im Jahr 2015 setzt sich die negative Entwicklung auf hohem Niveau fort. Noch wurde die Zahl von 20.000 Betriebsstätten nicht nach unten durchbrochen. Doch es verschwinden mehr Apotheken, als selbst die ABDA prognostiziert hatte.
Deutschlandweit gab es nach vorläufigen Zahlen der Landesapothekerkammern 20.032 Apotheken – 217 weniger als im Vorjahr, das entspricht einem Minus von 1,1 Prozent. Damit liegt die Zahl der Apotheken auf einem historisch niedrigen Niveau: Zuletzt gab es 1990 so wenige Betriebsstätten. Die größten Rückgänge gab es in den großen Kammerbezirken Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein und Westfalen-Lippe. Auch in Niedersachsen gab es 2016 größere Verluste. Prozentual fällt der Rückgang am deutlichsten in Hamburg, Berlin, im Saarland und in Sachsen-Anhalt aus.
Größter Kammerbezirk ist Bayern mit 3205 Apotheken, das sind 31 Betriebsstätten weniger als 2015. Hier standen 53 Schließungen 22 Neueröffnungen gegenüber. In Baden-Württemberg gab es am 31. Dezember 2547 Apotheken, das waren ebenfalls 31 weniger als ein Jahr zuvor.
In Nordrhein sank die Zahl der Apotheken um 29 auf 2283, hier gab es 43 Schließungen und 14 Neueröffnungen. In Niedersachsen gab es zum Jahreswechsel 1960 Apotheken, das waren 28 weniger als ein Jahr zuvor. 42 Schließungen standen nur 14 Neueröffnungen gegenüber. In Westfalen-Lippe gab es erstmals seit 1980 wieder weniger als 2000 Apotheken: 32 Schließungen und zehn Neueröffnungen – davon sieben als Filialen – führten zu einer Gesamtzahl von 1998 Betriebsstätten.
Nach wie vor wird der negative Trend dadurch aufgefangen, dass viele Hauptapotheken, die ansonsten aufgegeben würden, in Filialen umgewandelt werden. In Rheinland-Pfalz etwa wurden 19 Apotheken geschlossen und zehn weitere als Filiale übernommen. Nur vier Apotheken wurden neu eröffnet, sodass die Gesamtzahl bei 1024 liegt.
In Hessen gab es 15 Schließungen und neun Neueröffnungen. Zusätzlich wurden 18 Hauptapotheken übernommen und als Zweigniederlassung weitergeführt. Insgesamt gab es damit zum Jahreswechsel 1512 Apotheken.
Prozentual am deutlichsten betroffen von den rückläufigen Apothekenzahlen sind mit minus 2,2 Prozent Hamburg (405 Apotheken, minus 9) sowie mit 1,6 Prozent das Saarland (308 Apotheken, minus 5). In dieser Größenordnung dürften die Rückgänge auch in Berlin und Sachsen-Anhalt mit nach Kammerangaben rund 840 beziehungsweise 600 Apotheken liegen.
Unter dem Strich bleibt die Bilanz: In keinem einzigen Bundesland wuchs die Zahl der Apotheken. In Brandenburg (576 Apotheken) konnten sechs Schließungen durch genauso viele Neueröffnungen ausgeglichen werden. Auch in Bremen (152 Apotheken) standen zwei aufgegebenen Hauptapotheken zwei neue Filialen gegenüber.
In Sachsen (988 Apotheken) gab es nach zehn Schließungen und neun Neugründungen nur eine Apotheke weniger als im Vorjahr; allerdings wurden fünf Apotheken in Filialen umgewandelt.
In Schleswig-Holstein (676 Apotheken) gab es zwölf Schließungen, drei Neueröffnungen und acht Umwandlungen. In Thüringen (553 Apotheken) waren es fünf Schließungen, sechs Umwandlungen und eine Neueröffnung. In Mecklenburg-Vorpommern wurden unter dem Strich drei Apotheken aufgegeben, sodass es 406 Betriebsstätten gab.
Insgesamt fällt auf, dass die Zahl der Apotheken schneller sinkt als von der ABDA prognostiziert. Die Geschäftsstelle in Berlin hatte vor zwei Jahren die Entwicklung seit 2011 statistisch fortgeschrieben und für Ende 2016 noch mit 20.107 Apotheken gerechnet. Nun sind es schon 75 weniger. Ende 2017 sollten nach ABDA-Schätzung noch 20.004 Betriebsstätten die Arzneimittelversorgung gewährleisten, Ende 2018 entsprechend 19.942.
Die Zahl der Apotheken geht seit dem Höchststand mit 21.602 Betriebsstätten im Jahr 2008 zurück. Innerhalb der vergangenen acht Jahre haben netto 1570 Geschäfte aufgegeben, das entspricht einem Rückgang um 7,3 Prozent. Am stärksten sind die Rückgänge in Bremen (minus 12,1 Prozent), Hamburg (minus 11,8) und Westfalen-Lippe (minus 10,5). Überdurchschnittliche Verluste gibt es auch im Saarland (minus 9,7) sowie in Rheinland-Pfalz (minus 9,3), Nordrhein (minus 9,2), Schleswig-Holstein (minus 8,5), Baden-Württemberg (minus 8,2) und Hessen (minus 7,4). Vor allem in den neuen Bundesländern sind die Apothekenzahlen dagegen weitgehend stabil geblieben.
Die Zahl der selbstständigen Apothekenleiter war bereits 2015 unter 16.000 gesunken: Sie lag mit 15.968 ein Viertel unter dem Rekordwert aus dem Jahr 2000, als es noch 21.592 Inhaber gab. Wie hoch die Zahl aktuell ist, werden die endgültigen Zahlen der ABDA im Mai zeigen. Zuletzt wurde jede fünfte Apotheke als Filiale geführt.
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