Die Zahl der Apotheken ist im ersten Halbjahr erneut stark gesunken. Per 30. Juni gab es in Deutschland 19.268 Betriebsstätten, das sind 155 oder 0,8 Prozent weniger als sechs Monate zuvor. Damit könnte der Negativrekord des vergangenen Jahres übertroffen werden.
46 Neueröffnungen standen 210 Schließungen gegenüber. Netto schlossen im ersten Quartal 86 Apotheken, im zweiten Quartal waren es 69. Die Zahl der Hauptapotheken war sogar um 178 rückläufig, das entspricht einer Quote von 1,2 Prozent. Insgesamt gibt es noch 14.704 selbstständige Apotheker. Die Zahl der Filialen stieg leicht um 23 auf 4564 – in der Vergangenheit hatte die Filialisierung den Abwärtstrend ein Stückweit aufgefangen. Im Vorjahr war die Zahl der Filialen jedoch erstmals unter 1 Prozent gewachsen; auch in diesem Jahr scheint das Interesse überschaubar. 23,7 Prozent aller Apotheken sind Filialen, anders ausgedrückt: 40 Prozent aller Apotheken sind in Filialverbünden.
Damit hält der Negativtrend an, der sich im vergangenen Jahr beschleunigt hat. Seit 2009 sinkt die Zahl der Apotheken, mit 325 Schließungen netto gab es 2018 den bisherigen Negativrekord. Die Quote von 1,65 Prozent könnte in diesem Jahr erreicht oder sogar übertroffen werden, denn die Zahlen für das erste Halbjahr entsprechen ziemlich genau denen des Vorjahreszeitraums. Demnach könnte die Gesamtzahl am Jahresende bei etwas mehr als 19.000 liegen.
Die ABDA weist darauf hin, dass die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln nach wie vor gesichert ist. Allerdings hatte Sprecher Dr. Reiner Kern vor kurzem im Focus erklärt, man rechne damit, dass in den kommenden zehn Jahren weitere 2200 Apotheken verschwinden.
Ein allgemeines Problem der Apotheken ist die Ertragslage. Nach Zahlen des Deutschen Apothekerverbands (DAV) lag die Quote am Nettoumsatz 2018 nur noch bei 6 Prozent. Unter dem Strich blieben einer Apotheke damit im vergangenen Jahr 143.885 Euro. Die Personalkosten liegen gemessen am Umsatz bei 10,7 Prozent, dieser ist aber – vor allem aufgrund hochpreisiger Arzneimittel – auf durchschnittlich 2,381 Millionen Euro gestiegen. Weil die Apotheken bei den Gewinnen nicht gleichermaßen partizipieren, hat sich der Personalkostenanteil am Betriebsergebnis auf zuletzt 45 Prozent erhöht. Zum Vergleich: 2003 waren es 37,5 Prozent.
Der DAV beobachtet auch hier eine nachlassende Dynamik: 2018 haben erstmals mehr Filialapotheken geschlossen als geöffnet (-17). Schon seit zwei Jahren rückläufig sind Apotheken mit nur einer Filiale. Größere Verbünde nehmen dagegen zu. Noch dramatischer ist die Entwicklung bei den selbstständigen Apothekern: 2018 gab es noch 14.882 Inhaber, damit hat seit 2008 mehr als jeder Fünfte aufgegeben.
Der DAV hat im vergangenen Jahr erneut eine deutlich stärkere Dynamik im Versandhandel beobachtet, vor allem bei OTC und Freiwahl. Nach Packungen lag der Marktanteil der Versender bei 13,6 Prozent, nach Umsatz sogar bei 17,7 Prozent (910 Millionen Euro). Dies entspreche einer Steigerung von 8,18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Rx-Geschäft liege nach wie vor bei 1 Prozent Versandanteil, bekanntlich könnten sich die Verhältnisse aber mit Einführung des E-Rezepts schnell verändern.
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