Umbau: Auf die Planung kommt es an Torsten Bless, 05.07.2017 10:26 Uhr
Eine zu kleine Freiwahl, die falschen Kabel und mangelnde Belüftung für den neuen Kommissionierautomaten, ein über Wochen lahm gelegter Betrieb – bei der Modernisierung einer Apotheke kann viel schief gehen. Frank Lüke, Geschäftsführer von Apo Einrichtungen aus Marienmünster, erklärt, was es bei der Planung einer Rundumerneuerung zu beachten gilt.
„Man sagt, dass eine Apotheke spätestens alle zwölf bis 15 Jahre ihr Erscheinungsbild ändern sollte“, sagt Lüke. Ebenso gelte es, die Lage zu berücksichtigen. „Eine Landapotheke braucht sicherlich nicht so häufig zu renovieren, eine Apotheke in einer 1-A-Lage in Großstädten wie Berlin, München, Köln oder Hamburg wird schon früher etwas tun müssen.“
Auch die Zielgruppe gelte es in der Planung zu beobachten, meint er: „Eine klassische Land- oder Stadtteilapotheke, in der vor allem Rentner ihre Rezepte einlösen, braucht andere Akzente als die Apotheke am Hauptbahnhof, die vor allem von Laufkundschaft lebt.“
Zudem muss die Einrichtung zum Pharmazeuten selbst passen. „Soll die Offizin in warmen Tönen gehalten oder klinisch weiß sein? Wir haben mit unserer Vorgängerfirma G+M Zürn einen enormen Schatz auf 40 Jahren Erfahrung gesammelt. Wenn wir zu einem neuen Kunde gehen, haben wir immer einen Katalog mit Referenzen dabei. So bekommt er einen guten Überblick über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Wir besprechen mit dem Apotheker auch, auf welche technischen Neuerungen er sich einstellen sollte. Aus dem Gespräch heraus erarbeiten wir dann ein Grundkonzept.“
Wer seine Einrichtung generalüberhole, sollte möglichst flexible Einbauten wählen. „So kann man nach ein paar Jahren einzelne Teile immer wieder herausnehmen und erneuern“, erläutert Lüke. „Wer feststellt, dass sich sein Kundenstamm verändert oder wer neue Zielgruppen ansprechen will, kann so etwa neue Elemente in der Sichtwahl einbauen.“
Auch mit einem kleinen Budget lasse sich eine Modernisierung stemmen, betont Lüke. „Die alten Regale oder HV-Tische können kann schon mit wenigen Akzenten, etwa einer neuen Lackierung oder neuen Verblendungen, optisch aufgepeppt werden. Eine vernünftige Lösung ist ein Leasing der neuen Einrichtung, dann muss die Renovierung nicht über die Bücher gehen.“
Bei der Modernisierung solle die Digitalisierung unbedingt mitgedacht werden, das zahle sich in der Bilanz aus. „Über Monitore und Touchscreens kann eine virtuelle Sichtwahl eingerichtet werden. Wenn ein Kunde etwa nach Sonnenmilch sucht, dann werden ihm auch Anwendungshinweise und weitere dazu passende Produkte angezeigt, das steigert den Umsatz“, sagt der Experte. „Auf den Monitoren können auch Bilder aus der Umgebung der Apotheke und Werbebotschaften eingeblendet werden.“
Auch ein Kommissionierautomat erleichtere die Arbeit sehr und zahle sich im täglichen Einsatz aus, so der Experte. „Die Medikamente landen dann direkt aus dem Automaten auf dem HV-Tisch.“ Wer sich dafür noch ebenso wenig begeistern könne wie für Touchscreens, sollte bei der Grundrissplanung und der Verlegung von dafür geeigneten IT- und Elektrokabeln unbedingt für eine mögliche Zukunft vorplanen.
Die Beleuchtung solle auf LED umgestellt werden. „Zum einen verbraucht LED weniger Strom und wird nicht so heiß wie andere Materialien. Das entlastet wiederum die Klimaanlage und steigert die Energieeffizienz.“
Bei den Einrichtern gäbe es Spreu und Weizen. „Ein gutes Unternehmen achtet immer darauf, dass die Apotheke nach einer Modernisierung auch revisionssicher ist“, sagt Lüke. „Denn was nützen die tollsten Regale und die schönsten HV-Tische, wenn die Apotheke nicht von den zuständigen Behörden abgenommen wird?“
Ganz wichtig: „Ein gutes Unternehmen stellt sicher, dass die Apotheke auch während eines Umbaus geöffnet bleiben kann“, betont der Experte. „Wenn eine Firma schlecht plant, kann es sein, dass eine Apotheke während der Renovierung schließen muss.“
Einzige Ausnahme: Werden die Klimaanlage erneuert oder ein Kommissionierautomat eingebaut, kann eine Unterbrechung von ein bis zwei Tagen laut Lüke schon mal erforderlich sein.
Den betroffenen Betrieben rät Lüke dazu, aus dem Umbau ein Event zu machen. „Die Apotheke kann zum Beispiel ihren HV-Tisch auf Europaletten aufschlagen. Wenn es gut kommuniziert wird, wird die Neugier geweckt. Normalerweise sind Renovierungsarbeiten ja eher lästig, aber für Kunden kann es spannend sein, den Handwerkern über die Schulter zu schauen. So lässt sich in solchen Phasen sogar der Umsatz steigern.“
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