Und er hat sie doch gekauft Eugenie Ankowitsch, 04.08.2017 11:38 Uhr
Neue Konkurrenz vor Ort löst bei den eingesessenen Apothekern selten Freudenstürme aus. Doch in Planegg ist die Situation noch etwas verschärfter, weil ein junger Kollege aus Sicht der ansässigen Apotheker besonders aggressiv unterwegs ist. Er hatte seine Expansionsstrategie zunächst abgestritten, doch die Wahrheit ist eben – frei nach Aulis Gellius – eine Tochter der Zeit.
Seit September vergangenen Jahres sorgt Florian Max für Aufruhr in der kleinen bayerischen Gemeinde südwestlich von München. Damals eröffnete er seine Würmtal-Apotheke, obwohl es in unmittelbarer Nähe schon drei andere Apotheken gab. Das ist nicht verboten, begeistert waren die Kollegen aber naturgemäß nicht.
Die Lage spitzte sich zu, als das Gerücht die Runde machte, Max wolle eine weitere Apotheke übernehmen – nur etwa 170 Meter von seiner Würmtal-Apotheke entfernt. Er habe die Rosen-Apotheke gekauft und werde sie als Filiale weiterführen. Der Kaufvertrag sei schon unterschrieben, hieß es. „Das ist ein Hammer“, kommentiert eine Apothekerin aus Planegg die Expansion des jungen Kollegen. „Ich verstehe nicht, wie das funktionieren kann. Jeder hat nur noch mit dem Kopf geschüttelt, als wir von der Übernahme erfahren haben.“
Noch im März hatte Max jegliche Übernahmeabsichten gegenüber APOTHEKE ADHOC vehement abgestritten, heute ist er offiziell Inhaber der Rosen-Apotheke. Die Kollegen vor Ort sind von der Verdrängungsstrategie des jungen Apothekers nicht sonderlich angetan. Heute will sich der junge Apotheker dazu nicht mehr äußern.
Laut einem anderen Apotheker vor Ort hat Max ohnehin nicht vor, die Rosen-Apotheke dauerhaft zu behalten. Es gebe Hinweise, dass sie in absehbarer Zeit geschlossen werden soll, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC. „Herr Max fährt eine Strategie, die ganz klar auf Verdrängung ausgelegt ist“, so der Pharmazeut. Dass die Rosen-Apotheke geschlossen werden soll, wundere ihn aber gar nicht, sei doch das Konzept aus wirtschaftlicher Sicht schlicht „selbstmörderisch“.
Abgesehen von der unmittelbaren Nähe zur Würmtal-Apotheke befinden sich zwei weitere Konkurrenten quasi nebenan. „Eigentlich ein betriebswirtschaftliches Harakiri“, so die Einschätzung des erfahrenen Apothekers. „Es sei denn, man hat viel Geld, um maue Zeiten zu überstehen, bis alle oder zumindest die meisten Konkurrenten weg sind.“
Unter den Apothekern wird getuschelt, dass hinter den Kulissen jemand anderer die Strippen zieht und der junge Apotheker die Strategie lediglich umsetzt. Hinter dem Plan soll demnach ein Apotheker aus der Region stecken, der selbst bereits vier Apotheken besitzt. Belegen können die Kollegen das aber nicht.
Die Chancen auf eine Ausdünnung der Konkurrenz stehen indes gar nicht so schlecht. Nachdem sich Max mit der Rosen-Apotheke einen Mitbewerber einverleibt hat, könnte sich ein weiterer Konkurrent bald in Rente verabschieden. Der Inhaber der Antonius-Apotheke, die schräg gegenüber der Würmtal-Apotheke liegt, ist über 80 Jahre alt. Ob er angesichts des harten Wettbewerbs einen Nachfolger findet, ist zumindest fraglich.
Doch ob der junge Apotheker über genügend Kapital verfügt, um die harten Zeiten auszusitzen, wird unter den Planegger Apothekern bezweifelt. „Ich gehe öfter an der Apotheke vorbei: Dort ist kaum mal ein Kunde drin“, berichtet der Pharmazeut. Seine Kollegin bestätigt das. „Eigentlich wünsche ich jungen Kollegen alles Gute und viel Erfolg“, betont der Apotheker. Es komme aber eben auch auf die Geschäftsmethoden an. Er ist überzeugt: „Viele schlechte und negative Sachen, die man macht, fallen einem später auf die Füße.“