Der Verkauf der eigenen Apotheke will gut vorbereitet sein. Denn ob die gesteckten Ziele erreicht werden, hängt laut einer Studie der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) von der richtigen Herangehensweise ab. Als Altersvorsorge sei der eigene Betrieb aber nur eine Säule, warnen die Experten.
Die Apobank hat für ihre Studie „Abgabe – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ jeweils 100 Apotheker, Haus- und Fachärzte sowie Zahnärzte zum Thema Übergabe befragt – und zwar jeweils 50 Inhaberinnen und Inhaber, die den Verkaufsprozess planen oder ihn bereits hinter sich haben. Fazit: Der Abgabeprozess läuft oft leichter ab als befürchtet, doch dass der angestrebte Preis wirklich erreicht wird, ist alles andere als ausgemacht.
So geht der Verkauf meist deutlich schneller über die Bühne als erwartet. Bei den Apotheken etwa sind 12 Prozent nach einem halben Jahr, weitere 40 Prozent nach einem Jahr und weitere 24 Prozent nach anderthalb Jahren verkauft. Und in der Regel haben auch nur 36 Prozent den Verkaufspreis gegenüber ihrer ursprünglichen Erwartung gesenkt – bei den Praxen sind es je nach Berufsgruppe 40 Prozent (Fachärzte), 42 Prozent (Zahnärzte) oder sogar 58 Prozent (Hausärzte).
Immerhin 10 Prozent der ehemaligen Apothekeninhaber gaben an, dass sie sogar mehr Geld bekommen hätten als zunächst aufgerufen. Vor allem bei den Apotheken gebe es eine große Spreizung bei den erzielten Erlösen, so Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmarkt und Beteiligungen.
60 Prozent der Heilberufler, die zum Zeitpunkt der Befragung bereits verkauft hatten, hatten an einen Existenzgründer übergeben – 14 Prozent verkauften an ein „bestehendes Konstrukt“, 11 Prozent an Mitgesellschafter.
In 57 Prozent der Fälle kannten bei den Apotheken die Verkäufer ihren Nachfolger vorher nicht, der Rest verteilt sich auf bekannte Kollegen (22 Prozent), die eigene Familie (17 Prozent) oder Kontakte aus dem persönlichen Netzwerk (9 Prozent). Traurig: 12 Prozent musste ohne Nachfolge aufgeben.
„Die Gründe sind vielfältig – mal handelt es sich um eine Praxis auf dem Dorf, mal um eine Apotheke mit zu geringem Ertrag“, so Zehnich. „Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sich rechtzeitig mit dem Thema Abgabe zu beschäftigen und diese aktiv vorzubereiten, hierfür gibt es entsprechende Börsen, Seminare, Leitfäden und auch professionelle Beratung. Auf jeden Fall sollte die Instandhaltung und Modernisierung auch vor der Abgabe nicht vernachlässigt werden.“
Um den Betrieb attraktiver zu machen, hatte jeder zweite Verkäufer vor dem Verkauf auch noch einmal investiert – und die Mehrheit kam zu dem Ergebnis, dass sich das auch gelohnt hat. Die beiden gefühlt größten Herausforderungen, einen Interessenten zu finden und einen guten Erlös zu erzielen, waren ohnehin meist keine Probleme.
Erstaunlich: Unter den Verkäufern hat nur jeder zweite tatsächlich das Renteneintrittsalter erreicht, andere Gründe sind Veränderungen in der Berufsausübung, der Wunsch nach weniger Arbeit, gesundheitliche Gründe oder einfach ein attraktives Angebot. Finanzielle Gründe oder notwendige Investitionen wurden vergleichsweise selten genannt.
Als Altersvorsorge taugt der eigene Betrieb jedoch nur zum Teil: Nur 24 Prozent konnten ihren Ruhestand mit dem Erlös im größeren Umfang tatsächlich bestreiten. „Ob der Praxis- oder Apothekenverkauf den gewünschten Verkaufserlös bringt, ist von verschiedenen Faktoren wie Standort, Modernisierungsgrad der Ausstattung oder Fachrichtung abhängig. Er kann in die Planung miteinbezogen sein, sollte aber nicht die tragende Rolle spielen“, sagt Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer der Apobank. „Idealerweise sollte die Altersvorsorge nach mehreren Seiten hin erfolgen. Die Rente aus dem Versorgungswerk ist eine wichtige Basis, aber die private Altersvorsorge und Vermögensbildung sind wichtige Ergänzungen, und je früher sie beginnen, desto besser.“
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