Die Apotheker waren wegen Stiftung Warentest zuletzt wieder öffentlich in der Kritik. Apothekentests führen aber regelmäßig auch die Landesapothekerkammern durch. Die Bayerische Kammer (BLAK) hat heute aktuelle Ergebnisse veröffentlicht. Bei einem Test schnitten die Apotheken ordentlich ab, im zweiten Durchgang gab es viel Luft nach oben. Bei dem erstmals durchgeführten Rezepturtest verweigerten fast 9 Prozent die Anfertigung.
Die Kammer hatte in zwei Wellen Testkunden geschickt. Im Herbst ging es um die Beratung beim Kauf von ASS und dem Gerinnungshemmer Marcumar. Insgesamt wurden 354 Testkäufe durchgeführt: 13 Prozent der Apotheker berieten umfassend, 72 Prozent angemessen. 14 Prozent der Beratungen wurden als verbesserungswürdig eingestuft. Nur in einem Prozent der Fälle gab es gar keine Beratung. „So würden wir uns das Ergebnis hinsichtlich dieser Kategorie wünschen“, sagte BLAK-Geschäftsführer Helmut Stapf. Ein Prozent sei akzeptabel.
Bei der zweiten Testwelle im Frühjahr, bei der die Testkunden zu Husten beraten wollten, schnitten die getesteten Apotheker wesentlich schlechter ab. Von 599 Testkunden wurden nur 9 Prozent umfassend und lediglich 24 Prozent angemessen beraten. Ganze 55 Prozent der Beratungen wurden als verbesserungswürdig eingestuft. In sogar 12 Prozent der Fälle gab es keine Beratung.
Das sei ein unschönes Ergebnis, sagte Stapf. „Ich kann es nur dahingehend interpretieren, dass das Testszenario Husten zu leicht war.“ Dabei sollten Apotheker wissen, dass es weder „leichte“ Krankheitsszenarien noch „einfache“ Medikamente gebe.
Zum ersten Mal führte die Kammer auch Rezepturtestkäufe durch, insgesamt wurden 1065 bayerische Apotheken auf die Probe gestellt. Dabei wurde die Herstellung einfacher Rezepturen verlangt. Diese wurden auf Identität, Gehalt und Homogenität geprüft. Bei der Wirkstoffverteilung wurde eine relative Abweichung von bis zu 5 Prozent vom Mittelwert akzeptiert.
Von den 1065 getesteten Apotheken verweigerten 94 die Anfertigung der Rezeptur ganz, das sind knapp 9 Prozent. Von den restlichen 971 Apotheken bestanden 831 (85,6 Prozent) die Anforderungen an die Herstellung einer Rezeptur, 140 Apotheken (14,4 Prozent) dagegen nicht.
Von den 140 durchgefallenen Kandidaten hatten 119 Apotheken eine fehlerhafte Einwaage in der Rezeptur; die Kammer vermutet, dass die Waagen nicht richtig geeicht waren. Bei zwölf Apotheken fand sich eine mangelnde Wirkstoffverteilung, in acht Fällen stimmte beides nicht. Die Rezeptur einer getesteten Apotheke fiel wegen der Wirkstoffidentität durch, weil sie einen falschen Arzneistoff enthielt.
Die Vizepräsidentin der Kammer, Jutta Rewitzer, sagte, die Mehrheit sei „tief betroffen“ von dem Ergebnis gewesen. Es gehe der Kammer nicht darum, die Mitglieder zu schikanieren, sondern darum, Mängel aufzudecken und die Leistung zu verbessern. Den Rezepturverweigerern sei eine Rüge ausgesprochen worden, im Wiederholungsfall gebe es berufsrechtliche Konsequenzen, so Rewitzer.
Die Kammer wird auch in Zukunft Testkäufe in Apotheken durchführen. Über die Tester machte die Kammer zur Schutz deren Identität keine Angaben. Man habe sie alle sorgfältig geschult, hieß es aber.
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