Die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, fürchtet um die Zukunft der PKA in Apotheken: Wenn es kein Umdenken beim Einsatz der kaufmännischen Angestellten gebe, werde es 2030 vielleicht keine Auszubildenden in Apotheken mehr geben, sagte sie im Gespräch mit der Apothekengewerkschaft Adexa. Sie ermuntert Kollegen, PKA im Betrieb mehr zuzutrauen.
Der PKA-Beruf hat Linz zufolge ein Imageproblem: „Das liegt an der Stellung im Team – oft sind die PKA halt die Letzten, die die Hunde beißen. Auch das tarifliche Gehalt ist nicht attraktiv“, so die Kammerpräsidentin. Sie zahle zwar übertariflich, für die Außenwirkung auf die Schulabgänger sei das aber nicht relevant.
Linz warnte davor, die Ausbildung von PKA in Apotheken aufzugeben: „Denn Fakt ist: Mitarbeiter mit kaufmännischen Qualifikationen werden wir in der Apotheke weiterhin brauchen – mit Blick auf die Ziele für die Apotheke 2030 sogar noch mehr als bisher.“ Die PTA mit der bisherigen Ausbildung seien dafür nicht die geeignete Berufsgruppe.
In ihren beiden Apotheken in Hannover beschäftigt Linz selbst insgesamt neun PKA in Voll- oder Teilzeit. Die übernehmen klassische Aufgaben wie die Warenwirtschaft oder Vorbereitung der Botenlieferungen, aber auch die Rezeptkontrolle, Hilfsmittel, Rechnungen für Privatpatienten oder den Rechnungseingang. Eine PKA erledigt alle Überweisungen und hat Kontovollmacht, eine andere hält für beide Apotheken den Kontakt zu den Arztpraxen und organisiert den Sprechstundenbedarf.
Eine Teilzeitkraft übernimmt als Assistentin der Geschäftsführung Schriftverkehr, Ablage und die Öffentlichkeitsarbeit und ist außerdem Datenschutzbeauftragte der Apotheke. Ihre Kollegin überprüft die Großhandelsrechnungen, ist Ansprechpartnerin für Softwarehäuser, erhebt Zahlen und ist laut Linz über alle wirtschaftlichen Kennzahlen der Apotheke bestens informiert.
Die Chef-PKA verantwortet für die Delfin- und die Leibniz-Apotheke den Einkauf. „Ihre Vorgaben sind im QM-Handbuch festgelegt. Auf dieser Basis hat sie große Handlungsfreiheit, was zum Beispiel die Auswahl der Firmen angeht, und sie sorgt für einen hervorragenden Rohertrag“, so Linz.
Eine weitere PKA mit voller Stelle ist zusätzlich ausgebildete Kosmetikerin. Sie ist für die Freiwahl zuständig und organisiert Aktionen und Abende für Kunden zu bestimmten apothekenexklusiven Kosmetikprodukten – „und sorgt dabei für sehr gute Umsätze“, so Linz.
Von der guten Zusammenarbeit profitiere das ganze Team, so die Kammerpräsidentin. Wenn Heimbelieferung, Botendienst und Rezeptkontrolle gut organisiert seien, hätten die pharmazeutischen Mitarbeiter mehr Zeit für die Beratung. Das werde in Zukunft noch wichtiger, wenn die Apotheken etwa Aufgaben wie das Medikationsmanagement übernehmen wollten, so Linz.
Für die Kammerpräsidentin ist die Wertschätzung im Team entscheidend. Hierarchien gebe es bei ihr nicht. Die Teamprämie zum Jahresende bemesse sich zum Beispiel nur nach der Arbeitszeit, nicht nach der Berufsgruppe. „Das Geld wird nicht nur im Handverkauf, sondern mindestens ebenso im Backoffice verdient“, so Linz. Man müsse seinen PKA eben etwas zutrauen in den Bereichen QM, Datenschutz, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Warenwirtschaft, so die Kammerpräsidentin.
Die Zahl der PKA-Auszubildenden ist seit Jahren rückläufig.In Thüringen gab es im vergangenen Jahr nur noch einen einzigen – und der musste zur Berufsschule ins bayerische Bamberg fahren. In Nordrhein starten Apothekerkammer und -verband eine Nachwuchsinitiative, um mehr junge Menschen für Berufe in Apotheken zu begeistern.
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