Drei Schließungen

Apothekensterben: Besorgte Bürger schreiben an Kammer

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Berlin -

Alle 38 Stunden schließt in Deutschland eine Apotheke. Manche sterben laut – andere wiederum ganz leise. Hier sind drei Beispiele von Unternehmen, die einfach verschwinden.

Die Apotheke auf dem Göttinger Leineberg ist ein Beispiel für den stillen Tod einer Offizin. Die Apothekerin hat nicht laut geklagt, sie hat keinen Nachfolger gesucht, sie hat ihre Apotheke einfach geschlossen. Aus Altersgründen, erzählt man sich in der Nachbarschaft. Für viele Menschen kam die Schließung trotzdem völlig überraschend. Die Apotheke steht seit Ende 2018 leer, von außen sind nur noch unbestückte Regale sichtbar. Die rund 2700 Bürger, die in Leineberg wohnen, wollen sich nicht damit abfinden. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Apotheken in Göttingen von 40 auf 32 gesunken. Besorgte Bürger haben jetzt an die Apothekerkammer Niedersachsen geschrieben.

Geschäftsführerin Dr. Marion Eickhoff sagt gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Klaus-Peter Hermann vom SPD-Ortsverein Leine hat sich mit einem Brief an uns gewandt und seine Sorge um die Versorgung der Bevölkerung im Ortsteil Leineberg mitgeteilt. Wir können die Sorgen des Ortsvereins nachvollziehen und teilen seine Auffassung, dass die Schließung der Apotheke mit Einbußen für die Bevölkerung verbunden ist. Eine individuelle Beratung der Patienten von Angesicht zu Angesicht kann nicht durch den Vertriebsweg Versandhandel ersetzt werden. Die wohnortnahe Versorgung der Patienten ist es, für die sich auch die Apothekerkammer Niedersachsen berufspolitisch stark macht.“

Angesichts der Schließungen ist aber auch eine Apothekerkammer machtlos. Eickhoff sagt: „Die Apothekerkammer Niedersachen kann allerdings nicht die Gründung einer Apotheke fördern. Sollte sich ein Apotheker finden, der Interesse an einer neuen Eröffnung einer Apotheke in Leineberg hat, werden wir das Verfahren zur Erteilung einer Betriebserlaubnis selbstverständlich zügig betreiben.“ Eine Unterversorgung liegt nicht vor, da die nächstgelegenen Apotheken zwei Kilometer und weniger vom Stadtteilkern Leineberg entfernt sind.

Auch im niedersächsischen Cloppenburg gibt es eine Apotheke weniger. Ende 2017 eröffnete Apotheker Michael Koop die Andreas-Apotheke in der damals neuen Einkaufsmall im „Carré Cloppenburg“. Nach nicht einmal eineinhalb Jahren ist Schluss, öffentlich dazu äußern möchte sich der Apotheker nicht. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er derzeit fünf Apotheken. 1989 hatte er den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und als Inhaber die Bögen-Apotheke übernommen. Heute befinden sich fünf Apotheken in Familienbesitz: die Bögen-Apotheke, die Darmer Apotheke, die Wall-Apotheke in Meppen, die Ludgerus-Apotheke und die Looken-Apotheke.

Im baden-württembergischen Horb schließt nach 202 Jahren die Stadt-Apotheke. 2017 wurde noch 200-jähriges Jubiläum gefeiert – nun ist alles aus. Am 29. Juni wird die Apotheke zum letzten Mal geöffnet haben. In der unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich die Schiller-Apotheke, deren Besitzerin Susanne Theurer-Brendle 2007 einen Schachzug tätigte. Damals kaufte sie die Stadt-Apotheke, denn die Pächter wollten diesen Schritt nicht tun.

Um nicht zu riskieren, dass ein Konkurrent sich einkauft, tat Brendle es und betrieb fortan zwei Apotheken nebeneinander. Nun gehen die Pächter in den Ruhestand und die Apothekerin zieht die Notbremse. „Für mich macht es keinen Sinn, einen neuen Filialleiter zu suchen“, sagt sie gegenüber dem „Schwarzwälder Boten“.

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