Im ersten Halbjahr haben im Kammerbezirk Nordrhein 26 Apotheken geschlossen. Auf der anderen Seite gab es nur fünf Neueröffnungen, sodass sich die Anzahl der Apotheken um 21 verringert hat. Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann findet mahnende Worte.
Die meisten Apothekenschließungen gab es in Düsseldorf (4), gefolgt von Essen, Krefeld und Neuss (jeweils 2). Jeweils eine Schließung gab es in Bergisch Gladbach, Blankenheim, Bonn, Düren, Geldern, Köln, Meerbusch-Büderich, Mettmann, Moers, Mönchengladbach, Monheim, Remscheid, Übach-Palenberg, Weeze, Wesseling und Wuppertal. Zwei neu eröffnete Apotheken gibt es in Geldern, jeweils eine neue Apotheke in Duisburg, Düsseldorf und Grevenbroich.
„Die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln ist trotzdem überall sichergestellt. Wir sind weit entfernt von Problemen bei der Sicherstellung dieses gesetzlichen Auftrags. Trotzdem ist die Tendenz besorgniserregend“, so Hoffmann mit Blick auf den Versand von Arzneimitteln aus dem Ausland.
Stärker als beim stationären Einzelhandel müssten sich die Menschen im Bereich der Gesundheit mit der Frage beschäftigen, was sie auf Dauer wollen: eine Apotheke vor Ort, die auch am Wochenende, nachts und an Feiertagen für sie da ist, die mit Botendienst „Same Day Delivery“ schon seit Jahrzehnten anbietet, mit Rezepturen die beste Behandlung ermöglicht und im persönlichen Gespräch für jeden da ist – oder die Anonymität des Internetversandhandels, ohne Beratung und Engagement vor Ort.
„Wir sind überzeugt, dass Medikamente besser von Hand zu Hand abgegeben werden, als mit einem Paketdienst zusammen mit Büchern, Mode und Dokumenten durch die Hitze des Sommers transportiert zu werden“, so Hoffmann. „Arzneimittel sind besondere Wirtschaftsgüter mit einem hohen Beratungsbedarf, gegen deren Bagatellisierung wir uns wehren. Die Inhaberinnen und Inhaber öffentlicher Apotheken sind vor Ort aktiv, nah dran an den Menschen – und nicht kapitalmarktgetriebene Konzerne, die nur auf mehr und immer mehr Geld aus sind.“
Eine „Geiz-ist-geil“-Mentalität, bei der es darum gehe – selbst im so wichtigen Bereich der eigenen Gesundheit – ein paar Euro zu sparen, lehnt der Kammerpräsident ab. „Die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln ist auf Dauer nur sicherzustellen, wenn sich der Betrieb einer Apotheke auch rechnet. Jeder Mensch hat es selbst in der Hand, von wem er in Zukunft mit Arzneimitteln und gutem Rat versorgt werden will. Von einer Internetseite oder der Apothekerin oder dem Apotheker vor Ort, mit dem dazugehörigen Team.“ Insofern habe es bis zu einem gewissen Maße jeder Patient und jede Kundin selbst in der Hand, ob Apotheken schließen müssen oder nicht.
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