Apothekenschließung

Schimmel im Keller – Maxmo-Apotheke sperrt zu Silvia Meixner, 01.08.2017 12:03 Uhr

Berlin - 

Die Maxmo-Apotheke Hohe Straße in Köln hat mit sofortiger Wirkung geschlossen: Im feuchten Keller des Gebäudes schimmelt es. Seit Monaten versucht Apotheker Steffen Kuhnert, eine Lösung mit der Vermieterin zu finden. „Wir konnten keine Einigung erzielen“, sagt er. Deshalb zieht er die Notbremse. Schaden: mindestens 500.000 Euro. Gestern musste er seinen 14 Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen.

Gestern rief der Chef seine Mitarbeiter zur traurigsten Teamsitzung der Unternehmensgeschichte: „Ich musste allen zum 31. August kündigen. Betriebsbedingt, weil der Betrieb aufgelöst wird. Es war sehr emotional“, sagt Kuhnert. „Heute haben wir mit Großhandlungen und Lieferanten Kontakt aufgenommen, die Apotheke muss komplett leer geräumt werden. Wir übergeben am 31. August besenrein.“

Nach monatelangen Querelen sah der Apotheker keine andere Lösung. „Wir haben vor einigen Monaten im Lager im Keller schwarze Flecken bemerkt und im Mai ein Gutachten erstellen lassen. Das Ergebnis führte dazu, dass der Betriebsarzt empfahl, den Mitarbeitern die Nutzung des Kellers zu untersagen. Inzwischen droht die Feuchtigkeit sich bereits im Verkaufsraum im Erdgeschoss auszubreiten.“ In den Verkaufsräumen war noch nichts zu bemerken, Kunden hatten bis gestern den Eindruck, sich in einer hochmodernen Apotheke zu befinden.

Nach dem Gespräch mit dem Betriebsarzt handelte Kuhnert: „Ich habe der Vermieterin eine Fristsetzung für die Schadenbehebung gesetzt. Die nächste Konsequenz wäre gewesen, dass man den Keller laut Apothekenbetriebsordnung (ApoBetrO) gesperrt hätte. Dann wäre der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten. Auch der Brandschutz des Gebäudes entspricht nicht den rechtlichen Anforderungen.“

Für rund eine Million ließ Kuhnert die Maxmo-Apotheke ausstatten. Als die Apotheke in bester Innenstadtlage im Oktober 2014 eröffnete, war sie eine Vorzeige-Apotheke. „Sie ist eine der ersten Apotheken in Deutschland mit einer kompletten Sichtwahl aus digitalen Touchscreen-Monitoren. Ich habe das gesamte Haus gemietet, im oberen Geschoss befinden sich unsere Büros“, erzählt Kuhnert. Die Apotheke ist mit einem Rowa Vmax im ersten Obergeschoss ausgestattet, in der Offizin gibt es zwölf digitale Touch-Screens, zehn davon im Sichtwahlbereich, zwei in der Freiwahl.

„Die Einrichtung ist maßgefertigt und muss größtenteils entsorgt werden“, sagt Kuhnert. Seine Hoffnung: „Es ist ein Riesenvorteil, dass wir Teil der Maxmo-Gruppe mit 26 Standorten sind, bezüglich Warenlager ergibt sich da eine gute Hilfeleistung. Den elektronischen Bestand kann ich veräußern, aber die Einrichtung nicht. Wenn ich für Warenlager und veräußerbare Einrichtung rund 350.000 Euro erziele, bin ich froh. Der Schaden liegt bei mindestens einer halben Million Euro.“ Derzeit lässt er rechtlich prüfen, ob er die Vermieterin dafür haftbar machen kann.

Monatelang hatte er versucht, eine friedliche Einigung zu finden, erfolglos. „Die baulichen Mängel bedürfen zwingend einer umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, über die ich mit der Vermieterin keine Einigkeit erzielen konnte. Das bedeutet für mich leider, dass es nur eine mögliche Konsequenz gibt und ich diesen Standort schweren Herzens aufgeben muss.“

Seine beiden Apotheken in Düren bleiben bestehen, nach der Schließung der Kölner Hauptapotheke wird einer der beiden Standorte diese Funktion übernehmen. Eine neue dritte Apotheke plant er derzeit nicht. „Ich werde mich auf die beiden anderen Apotheken konzentrieren und mein Online-Business weiter ausbauen.“ Er betreibt auf Youtube den Gesundheitskanal „Gerne gesund“ und vertreibt eine eigene Nahrungsergänzungsmittel-Linie.

„Die Eröffnung der Apotheke in Köln war für mich von Anfang an ein Herzensprojekt. Mit dem Ziel, eine hochmoderne Apotheke im Sinne eines Flagship-Stores im Zentrum der Kölner Innenstadt zu realisieren, habe ich mich seit Anfang 2013 beschäftigt.“ Nun baut er mit seinem Team die Apotheke ab.

Wenn die Arbeiten erledigt sind und die Verkaufsräume besenrein sind, will er seine Mitarbeiter zu einer Feier einladen an den Ort, an dem alles begann: „Als sich unsere Apotheke in der Planung befand, haben wir die erste Besprechung in der Früh-Brauerei gemacht. Ich fände es schön, nach der Beendigung unserer Arbeit dort mit meinem Team einen kleinen Abschied zu feiern.“

Jene, die den Betrieb vor ein paar Jahren aufgebaut hätten, würden jetzt mithelfen, ihn abzubauen. „Mein Trost ist der Fachkräftemangel, ich gehe davon aus, dass meine Mitarbeiter schnell wieder neue Arbeitsstellen finden. Ich unterstütze sie bei der Suche, führe Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern.“ Die gute Nachricht: „Die ersten Job-Angebote sind schon da, seitdem wir die Geschichte auf Facebook veröffentlicht haben, kontaktieren mich suchende Kollegen. Ich bin guter Hoffnung, dass mein Personal glimpflich davonkommt.“

Als geborener Kölner sagt er wehmütig: „Meine Zuneigung zu meiner Stadt hat sich in den vergangenen drei Jahren eher noch verstärkt. Ich werde ihr natürlich auch in Zukunft treu bleiben. Aber jetzt heißt es doch erst einmal ‚Wunden lecken und Krone richten‘ und sich den neuen Herausforderungen mit Zuversicht und Freude zu öffnen.“

Zum Abschied schreibt er auf Facebook: „Köln Hohe Straße, maach et jot!“ Da die Kunden unversehens vor geschlossenen Türen stehen, ließ er heute die Schaufenster in Rot verkleiden, darauf steht in weißen Buchstaben: „Et wor en superjeile Zick. Danke an alle, die all die Jahre an unserer Seite waren.“