Apothekenschließung

Filialleitung statt eigener Apotheke

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Berlin -

Nach 36 Jahren muss die Sonnen-Apotheke im Gütersloher Stadtteil Blankenhagen schließen. Am vergangenen Mittwoch öffnete die Apotheke ein letztes Mal, um Stammkunden zu verabschieden. Im Juli geht es für die Inhaberin und ihr Team an einem anderen Standort weiter.

500 Briefe hat Apothekenleiterin Sonja Holtermann in den vergangenen Wochen an Stammkunden verschickt und die Schließung angekündigt. „Seit zwei Wochen kommen immer wieder Kunden vorbei, um sich zu verabschieden“, sagt sie. Wegen des Ausverkaufs der Freiwahl hat sie im Moment einen vollen Verkaufsraum.

Apotheker Günter Ostmeier hat die Sonnen-Apotheke 1980 gegründet. Seither übernahmen die Apotheke und eine Hausarztpraxis die medizinische Versorgung des Stadtteils. Schon 2005 musste die Praxis schließen, weil der Arzt keinen Nachfolger fand. Als Ostmeier sich 2011 zur Ruhe setzen wollte, fand er eine Lösung: Seine Tochter, Apothekerin Sonja Holtermann, übernahm als Pächterin den Betrieb für fünf Jahre.

Die Apotheke weiterzuführen, sei „ein Geschenk an den Ortsteil“ gewesen, sagt Holtermann. Die Apotheke wurde in kleiner Besetzung weitergeführt; Holtermann beschäftigte einen PTA und eine PKA. Ihr Vater sprang gelegentlich ein – unentgeltlich. Während der fünf Jahre hatte Holtermann gehofft, dass sich vielleicht doch wieder ein Arzt ansiedeln werde.

Doch das deutet sich auch für die Zukunft nicht an. „Wir hatten treue Kunden und konnten uns so mehr als zehn Jahre lang ohne einen Arzt halten“, sagt Holtermann. Doch sie habe bemerkt, dass die Rezepte von Jahr zu Jahr weniger wurden: „Die jungen Leute holen ihre Medikamente in den Apotheken im Ärztehaus oder bestellen im Internet“, so Holtermann.

Ihr Vater kritisiert, dass diese Entwicklung politisch gewollt sei, weil größere Versorgungseinheiten rentabler scheinen würden als eine flächendeckende Versorgung.

Holtermann konnte nicht mehr in die Apotheke investieren; das Computer-System ist bereits mehrere Jahre alt. „In den letzten Monaten habe ich nur noch meinen Angestellten ihr Gehalt gezahlt und mir selbst nichts mehr überwiesen“, berichtet sie.

Da der Pachtvertrag im Dezember ausläuft, stand schon am Jahresanfang fest, dass sie die Sonnen-Apotheke aufgeben würde. Die Schließung wurde einige Monate vorgezogen, da sie und ihr kleines Team ein Jobangebot erhalten haben: Holtermann übernimmt künftig die Filialleitung der bald eröffnenden Sundern-Apotheke in einem Haus mit acht Ärzten in Gütersloh. Die Apotheke ist eine Filiale der Storchen-Apotheke von Dr. Olaf Elsner. Holtermanns Angestellten kommen mit; eine weitere Approbierte wird das Team unterstützen.

Der Übergang zwischen Apothekenschließung und neuer Anstellung wird fließend sein: Schon am 1. Juli beginnt die Einarbeitung in der Hauptapotheke. „Sie nutzen ein anderes EDV“, erklärt Holtermann. Am 11. Juli geht es dann in der Sundern-Apotheke los.

Holtermann hat die Kammer bereits über die Schließung informiert. Die Arbeitsverträge ihrer Mitarbeiter hat sie fristgerecht gekündigt. Ausgeräumt werden muss die Apotheke allerdings noch. Das Apothekengebäude gehört Holtermanns Vater. Was aus den Räumen der Sonnen-Apotheke wird, steht noch nicht fest: Einen Nachmieter gibt es noch nicht.

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