Apotheke endet bei ebay Alexander Müller, 20.12.2016 14:56 Uhr
Apotheker müssen sich oft darüber ärgern, dass apothekenpflichtige Medikamente auf dem Online-Marktplatz ebay verkauft werden – zuweilen sogar Rx-Arzneimittel und BtM. Solche illegalen Angebote werden nach Hinweis entfernt, tauchen aber immer wieder auf. Einen ganz anderen Hintergrund hat die „apothekentypische Ware“, die derzeit von einer Apotheke angeboten wird. Die Apotheke schließt und verkauft Teile des Inventars über ebay.
Im virtuellen Auktionshaus wird etwa ein Unguator B feilgeboten, inklusive Flügelrührer Set für verschiedene Größen, 250 Euro Verhandlungsbasis. Auch die typischen Tee-Blechdosen stehen zum Verkauf, komplett oder einzeln. Mehrere Mörser sowie Reib- und Fantaschalen aus Porzellan werden angeboten, die Steilbrustflaschen gibt es für 2 Euro das Stück, ebenfalls VB.
Zum Tresor (H: 105cm, B: 65cm, T: 45cm, 250 kg) heißt es: „Sicherheitsklasse ist nicht bekannt. Tresor wird natürlich ohne Inhalt verkauft und wird nicht versandt.“ Wer möchte, kann die Sachen auch besichtigen. Anbieter ist die Vosstor-Apotheke im nordrhein-westfälischen Goch, unweit der niederländischen Grenze.
Seit 35 Jahren betreibt Christoph van Gemmeren die Vosstor-Apotheke. Zum Jahresende wird sie schließen, einen Nachfolger hat van Gemmeren nicht gefunden. „Dafür ist die Apotheke vermutlich zu klein“, sagt der Inhaber. Da die Apotheke an der Hauptgeschäftsstraße liegt, ist die Versorgung der Bevölkerung nicht gefährdet: In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es drei weitere Apotheken.
Die Arzneimittel nimmt der Großhändler Sanacorp zurück, weite Teile der Einrichtung werden verschrottet. Das Generalalphabet und die sonstige Einrichtung hat van Gemmeren schon mit übernommen, dafür ließe sich kein Käufer mehr finden. Doch die Geräte, Teedosen und Schalen verkauft Anna van Gemmeren für ihren Vater bei ebay. Mit der Ware kennt sie sich aus – sie ist selbst PTA.
Da sein Sohn einen Pflegeberuf erlernt hat, gibt es für die Apotheke auch im Familienkreis keinen Nachfolger. Aber ohnehin ist van Gemmeren froh, dass er nicht unter den heutigen Bedingungen anfangen musste. „Die Krankenkassen machen sehr viel Druck mit Retaxationen, du wühlen in den Paragraphen, bis sie etwas finden. Das ist im Alltag sehr ärgerlich“, sagt der Apotheker. Er selbst bekommt seit Monaten Retaxationen über etwa 500 Euro, es geht jeweils um einen Austausch Import/Original mit Rabattvertrag. Wegen der Dauermedikation und dem Verzug bei den Retaxationen, konnte van Gemmeren den Fehler nicht gleich abstellen.
Damit muss er sich ab Januar nur noch indirekt herumschlagen: Der Apotheker wird zunächst bei einem Kollegen in der Nachbarschaft aushelfen, auch um die Kunden gut zu übergeben, wie er sagt. Vor allem will er aber die Zeit mit seinem kleinen Enkelkind genießen. Da seine Tochter jetzt wieder in einer Apotheke anfange, werde der Opa gebraucht. „Und wenn mir irgendwann die Decke auf den Kopf fällt, kann ich immer noch Vertretungen übernehmen“, so van Gemmeren.