Der Bauer erkennt seine Schweine am Gang und der Apotheker seine Kunden am Produktwunsch. Mit verbundenen Augen kann man anhand der Bestellung das Herkunftsland des Kunden bestimmen. Apotheker und PTA aus Berlin fassen ihre Erfahrungen zusammen. Das sind natürlich alles Klischees – mit einem Körnchen Wahrheit...
Sie kommen in größeren Gruppen und ziehen durch die Apotheke – asiatische Kunden. Haben sie die Apotheke verlassen, muss die Freiwahl erstmal gerichtet werden. Diskretion ist nicht ihr Hauptanliegen und auch sonst sind sie eher weniger zurückhaltend. Auf ihren Einkaufszetteln stehen neben deutschen Kosmetikprodukten vor allem Nahrungsergänzungsmittel – Vitamine für Babys. Die Abgabe von zehn Packungen D-Fluoretten oder Floradix sind keine Seltenheit, denn die Kunden decken meist die ganze Familie ein. Besonders beliebt ist ausgerechnet Chinaöl – das in Deutschland nur einen Bruchteil kostet. Das Öl aus Berlin erfreut sich in Asien großer Beliebtheit. Generell wird auf Ware made in Germany gesetzt, da zahlt man auch eine hohen Preis.
Beliebt sind vor allem Produkte gegen Pigmentverschiebungen, Vitamine, Omega-3-Fettsäuren, Haifischknorpel, Schwangerschaftsvitamine und Ajona-Zahncreme. Zwar bemüht sich diese Kundengruppe meist, deutsch oder englisch zu sprechen, ist aber stets mit einem Smartphone ausgestattet und hat ihre Wunschliste in Bildern zum Vorzeigen dabei. Beliebt sind auch Bücher, in denen die deutschen Produkte abgebildet sind. Haben sie eine Apotheke mit einer asiatischen Mitarbeiterin gefunden, sind sie treue Kunden. Die Beratung kann dann leicht bis zu einer Stunde dauern.
Anspruchsvoll und qualitätsbewusst. Geld spielt meist keine Rolle und das Teuerste ist gerade gut genug – russische Kunden. Sie fragen gern recht einsilbig nach einem Russisch sprechenden Kollegen. Ist kein entsprechender Kollege zur Hand, sprechen sie doch Deutsch oder Englisch. Auf ihrem Einkaufszettel stehen vor allem Orthomol-Produkte, Kosmetika der Marke Vichy sowie weitere exklusive und hochpreisige Kosmetikprodukte.
Kunden aus osteuropäischen Ländern lassen sich auch in Deutschland behandeln, deshalb lösen sie häufig ihre Privatrezepte in der Apotheke ein. Möglich ist auch die Bestellung von Onkologika, die dann mit in das Heimatland genommen werden. Vor allem Kühlartikel müssen daher gut und transportgerecht verpackt werden.
Ist alles „amazing“ oder „gorgeous” kommt der Kunde aus den USA. Diese Gruppe erfüllt kein einheitliches Einkaufsklischee, meist wird eine OTC-Akutmedikation benötigt. Und sie sind sehr dankbar. Wer englisch spricht, hat in puncto Verständigung kein Problem und erfährt ungefragt viele spannende Geschichten.
Anders sieht es bei spanischen und italienischen Kunden aus. Es kann ein Gespräch mit Händen und Füßen werden, dennoch kommt man meist zum Ziel. Sie zählen zu den Touristen, deren Koffer auffällig oft nicht am Reiseziel ankommen und benötigen daher Hygieneartikel und Reisegrößen. Topseller unter den Arzneimitteln ist „Ibuprofeno“.
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