Apothekengründungen

„Zu hohe Hürden für Landapotheken“

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Berlin -

Die Suche nach einem Nachfolger ist für Inhaber vor allem in ländlichen Regionen eine Herausforderung. Ursula Steinbrenner hatte keinen Erfolg. Ihre Benediktiner-Apotheke im fränkischen Schwarzach am Main wurde Mitte September geschlossen. Bürgermeister Volker Schmitt versucht weiter, einen Apotheker für die Gemeinde zu finden. Derzeit ist eine Filialgründung im Gespräch. Eine Subvention komme aber nicht in Frage, sagt er.

Schmitt ist momentan mit einem interessierten Apotheker aus der rund zehn Kilometer entfernten Stadt Kitzingen in Kontakt. Scheitern könnten die Pläne aber noch bei der Standortsuche, sagt der Bürgermeister, der seit eineinhalb Jahren für die Freien Wähler (FW) im Rathaus sitzt. Der Vermieter verlange einen Mietvertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Außerdem sei noch nicht geklärt, wer die Investitionskosten trage.

Geeignete andere Räume für einen Apothekenbetrieb seien im Ort schwierig zu finden, sagt Schmitt. Im Gemeinderat sei auch über eine finanzielle Unterstützung gesprochen worden. „Aber bei wem fangen wir da an und wo hören wir auf“, sagt er. Eine Subvention werde es nicht geben. „Ich hoffe, dass wir künftig aber wieder eine Apotheke haben werden.“

Der gelernte Bankkaufmann hatte vor seiner Amtstätigkeit selbst Apotheken finanziell beraten. „Ich kenne die Thematik“, sagt er. Viele Pharmazeuten wollten sich nicht langfristig binden. „Die gesetzlichen Hürden sind so hoch, dass billigend in Kauf genommen werden muss, dass die Infrastruktur auf dem Land geschwächt wird“, kritisiert er. Seit Jahresanfang sucht er intensiv nach einem Nachfolger, tourte durch benachbarte Orte und hat viele Gespräche mit Apothekern geführt. Viele hätten gesagt, der zu erwartende Ertrag sei zu gering.

Steinbrenner ist nach fast 34 Jahren in den Ruhestand gegangen. Die 72-Jährige hatte drei Jahre lang selbst nach einem Nachfolger gesucht. Auf drei Anzeigen hätten sich mehrere Interessenten gemeldet. Als ihre Vermieterin allerdings eine höhere Miete verlangt habe, seien die Kollegen abgesprungen. Steinbrenner hat für eine Fläche von rund 150 Quadratmetern laut eigenem Bekunden rund 1000 Euro monatlich gezahlt.

Eine weitere Hürde sei die nötige Investition in die Räume gewesen, sagt die Apothekerin. Nötig seien ein barrierefreier Zugang, eine Klimaanlage, ein Beratungszimmer sowie ein neuer Boden gewesen. Die Pharmazierätin habe bereits Zugeständnisse gemacht und den Betrieb weiter laufen lassen. „Die Apotheke wäre geschlossen worden, wenn ich nicht investiert hätte“, sagt die Pensionärin. Die Fläche stehe aktuell nicht mehr für den Betrieb einer Apotheke bereit. „Die Vermieterin hat eigene Pläne“, so Steinbrenner.

Die Lage im Ort sei „ein Fiasko“, klagt die Apothekerin. Die Kunden, insbesondere die älteren ohne Autos, seien von der Schließung entsetzt gewesen. „Keiner wollte wahrhaben, dass ich in den Ruhestand gehen werde.“ Die Versorgung mit Arzneimitteln sei derzeit über Lieferdienste von Apotheken in benachbarten Ortschaften gesichert. „Aber der direkte Kontakt fehlt“, so Steinbrenner.

Die Pharmazeutin vermisst bei ihren Kollegen vor allem unternehmerischen Mut. „Auch für mich war es damals nach dem Studium ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert sie sich. Auf einen Aushang im pharmazeutischen Institut in Würzburg, der sich gezielt an Absolventen gerichtet habe, sei beispielsweise gar keine Rückmeldung gekommen. Die Leute wollten heute weniger Risiko eingehen als früher, so Steinbrenner.

Die Investition in eine eigene Apotheke habe sich für sie aber gelohnt: Der Standort sei aus wirtschaftlicher Sicht geeignet, so Steinbrenner. „Die Apotheke lief. Mein Steuerberater war immer zufrieden.“ Die Gemeinde hat rund 4000 Einwohner. Zwei Hausärzte teilten sich eine Praxis. Für einen Mediziner, der 65 Jahre alt ist, sei voraussichtlich ein Nachfolger gefunden. Der andere Arzt sei Ende 50. In der Nähe gebe es außerdem eine große Siedlung mit vielen jungen Familien.

Schmitt hat selbst zwei Kinder und weiß um die Bedeutung einer wohnortnahen Versorgung: „Es ist schrecklich für Eltern, wenn man kurzfristig Arzneimittel braucht und keiner ist da“, sagt er. Übergangsweise will er „schnellstmöglich“ eine Rezeptsammelstelle einrichten. Ein Apotheker wurde dafür bereits gefunden. „Das ist für mich aber nicht die endgültige Lösung“, sagt der Bürgermeister. Auf der nächsten Bürgermeistersitzung des Landkreises will er mit seinen Kollegen über deren Erfahrungen sprechen.

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