Mit 73 Jahren ging Peter Weber in den Ruhestand. 40 Jahre lang hatte er die City-Apotheke in Hamburg-Harburg geführt, davor sieben Jahre lang die Alte Apotheke im nahe gelegenen Tostedt. Vor anderthalb Jahren war er der Ansicht, es sei Zeit für ruhigere Tage. Doch nach wenigen Monaten wurde es ihm zu ruhig. Am Montag eröffnet er die Wevital-Apotheke im Gesundheitszentrum Harburg. Wevital steht für Weber und Vitalität und Lebenskraft.
Im Sommer 2013 übergab Weber die City-Apotheke an seinen Sohn, der gemeinsam mit seiner Frau außerdem die Arcaden-Apotheke in Harburg, die Galerie-Apotheke in Buchholz und die Pinguin-Apotheke in Stade betreibt. „Die meisten Kollegen, die ich vom Studium her kannte, hatten ihre Apotheke schon abgegeben. Da habe ich mir gesagt: So, jetzt wird’s Zeit, mit 73 Jahren reicht es eigentlich“, sagt Weber.
Seine Frau, ursprünglich Kauffrau, später Apothekenhelferin, folgte ihm in den Ruhestand. „Sie hatte immer die kaufmännischen Dinge erledigt, das hat sich sehr gut ergänzt“, sagt Weber. Nach der Pensionierung folgte ein Urlaub dem nächsten. „Wir wollten nachholen, wofür wir viele Jahre keine Zeit hatten.“ Das Ehepaar verbrachte viel Zeit in der Ferienwohnung auf Rügen und besuchte Orte in Deutschland, die schon lange auf der Wunschliste standen. „Wir sind Weinkenner und sind daher viel in Weingegenden gefahren, zum Ursprung der Etiketten sozusagen“, sagt Weber.
Irgendwann trat Ernüchterung ein: „Es war nicht mehr erfüllend. Nach einem Jahr war mir langweilig.“ Weber hatte nicht viele Hobbys, die Apotheke sei immer Hobby und Beruf gleichzeitig gewesen, sagt er. Zwar spielt er einmal in der Woche Badminton mit Freunden in seinem Alter. „Aber wissen Sie, worüber man sich unterhält: über Krankheiten.“
Dann kam ein Anruf aus dem Ärztezentrum im Stadtteil. Ein Apotheker zog weg und hinterließ die leeren Räume. „Das war ein wunderbares Angebot.“ Im Haus praktizierten viele Ärzte, einen Großteil kannte Weber persönlich. Er sagte zu. „Das war noch mal eine richtig schöne Aufgabe, die Apotheke einzurichten – mit allen technischen Neuerungen.“
Bis zur Fertigstellung dauerte es dann doch länger als geplant: Problematisch sei etwa gewesen, einen passenden Einrichter zu finden. Insgesamt ein halbes Jahr dauerte es, bis Ladenbau, EDV und behördliche Genehmigungen standen. „Aber wir hatten ja keinen Druck, das war das Schöne, das ist sonst natürlich anders.“
„Jetzt habe ich wieder junge Mitarbeiter um mich, das ist toll“, sagt Weber. Er hat ein komplett neues Team eingestellt: zwei Approbierte, zwei PTA, ab März kommt eine PKA dazu. Außerdem bringt er seine Frau aus dem Ruhestand wieder mit. Wenn es etwa um Verhandlungen mit Großhändlern gehe, helfe der Sohn.
Am Donnerstag war bereits „großer Empfang“: Die Ärzte aus dem Haus kamen zur Begrüßung. Ab dieser Woche steht er wieder täglich hinter dem HV-Tisch. Mehr als sechs bis acht Stunden sollen es aber nicht werden. „Ein Tag ist uns heilig: der Donnerstag, der Tag mit den zwei Enkelkindern.“ Solange er gesund sei, wolle er die Apotheke weiterführen. „Das hat der liebe Gott zu bestimmen.“
APOTHEKE ADHOC Debatte