Apothekenexklusivität

Noweda will Frei Öl aus Sortiment streichen

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Berlin -

Dass der Kosmetikhersteller Walter Bouhon ab September seine Marke Frei Öl auch in Drogeriemärkten verkauft, hat viele Apotheker verärgert. Apotheker Stephan Hartmann ruft seine Kollegen zu einer gemeinsamen Protestaktion auf. Jetzt geht auch Noweda in die Offensive: Die Apothekengenossenschaft „erwägt daher, die Zusammenarbeit mit Frei Öl einzustellen und sämtliche Produkte auszulisten“, heißt es in einem Schreiben an die Kunden. Zuerst will der Großhändler aber seine Apotheken dazu befragen.

Frei Öl-Produkte würden zukünftig auch außerhalb der Apotheken unter anderem im Drogeriemarkt verkauft, informiert Noweda seine Kunden: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieses Verhalten als Vorbild für weitere Hersteller dient.“ Offenbar will Noweda mit der Auslistung einen Warnschuss in Richtung solcher Überlegungen aussenden.

Da Noweda-Apotheken von einer Auslistung unmittelbar betroffen seien, „bitten wir Sie, uns Ihre Meinung mitzuteilen“. Noweda will erfahren, wie die Apotheken die „Beendigung der Frei Öl Apothekenexklusivität“ einschätzen – falsch oder richtig. Außerdem fragt Noweda ihre Kunden, ob sie mit der Streichung von Frei Öl aus dem Sortiment einverstanden sind: Soll Noweda Frei Öl komplett auslisten oder nur die nicht mehr apothekenexklusiv vermarkteten? Angekreuzt werden kann auch die Antwort, man sei mit der Auslistung nicht einverstanden.

Mitte August hatte Geschäftsführer Thomas Bauer bestätigt, dass die Produkte ab September in Märkten der Drogeriekette dm zu finden sein werden. Als Grund nannte das Unternehmen: Junge Frauen und Mütter erreiche man in den Apotheken nicht mehr. Bislang war Frei Öl nur in Apotheken erhältlich. Doch das Einkaufsverhalten der Konsumenten habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert, begründete Bauer diesen Schritt. „So ist es für uns unabdingbar, dass wir auch dort präsent sind, wo sich jüngere Zielgruppen bewegen, wenn es um Pflege und Kosmetikprodukte geht.“

Und das ist nach Ansicht des Herstellers eben nicht mehr die Offizin: „Ein relevanter Teil der Verbraucherinnen, die zum Beispiel ölbasierte Pflegeprodukte suchen und kaufen, tun dies außerhalb der Apotheke“, so Bauer. „Hinzu kommt, dass Mütter, die in der Schwangerschaft Frei-Öl-Nutzerinnen waren, nach der Geburt einen Großteil ihrer Pflege sowie Kinderpflegeprodukte im Drogeriemarkt erwerben und nicht mehr in der Apotheke abgeholt werden können.“

Dass die Aufgabe der Apothekenexklusivität bei den Apothekern nicht nur gut ankommen würde, sah Bauer voraus: „Uns ist bewusst, dass die Öffnung für neue Vertriebswege ein sensibles Thema ist, wir glauben aber fest daran, dass wir im Zusammenspiel mit einer starken Medienpräsenz sowie einer breiteren Verfügbarkeit die Markenbekanntheit steigern und somit auch positive Impulse für die Umsätze in Apotheken geben können.“

Über die Abwanderung von Frei Öl in den Drogeriemarkt hat sich Apotheker Hartmann sehr geärgert: „Ich habe mich dazu entschlossen, es nicht wie in der Vergangenheit bei einem Protestschreiben an die Firma zu belassen, sondern aktiv meine Kolleginnen und Kollegen mit einzubeziehen“, so Hartmann. Zwar habe Frei Öl nachvollziehbar kommuniziert, dass man sich einem breiteren Markt öffnen müsse und ein jüngeres „Nicht-Apotheken-Publikum“ ansprechen möchte.

Unverständlich findet Hartmann aber, dass der Hersteller nicht vorher mit den Apotheken gesprochen hat: „Vielleicht haben wir ja auch ein Interesse an einer ‚jüngeren Zielgruppe‘ und vielleicht wären wir auch gerne dazu bereit gewesen, gemeinsam mit Frei Öl diese Kundengruppen zu erschließen“, schreibt der Apotheker an seine Kollegen.

Die Familie Bouhon erwähne zudem nicht, dass die Drogeriemarktketten aufgrund der höheren Verkaufszahlen andere Preise anbieten könnten. „Wir kennen das ja schon aus der Vergangenheit, wie lange wir das treue Apothekenpublikum halten können, wenn ihre Kosmetik nebenan deutlich günstiger ist“, beklagt Hartmann

Seine Kollegen ruft Hartmann zum Protest auf: „Zu lange und zu oft haben wir das jetzt schon mit uns machen lassen und zu viele große Marken haben uns schon auf diese Weise hintergangen. Es ist an der Zeit, endlich ein Exempel zu statuieren, um den Herstellern zu zeigen, dass wir so nicht länger mit uns umgehen lassen. Daher möchte ich Sie bitten, mich bei meinem Protest zu unterstützen und die Marke Frei Öl ab September 2017 aus der Frei- und Sichtwahl zu nehmen.“ Teil auch dieser Aktion ist ein Antwortfax, das er an die Apotheken geschickt hat. Darauf sollen die Kollegen angeben, ob sie Frei Öl aus der Frei- oder Sichtwahl nehmen oder darin belassen.

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