Apothekeneinrichtung

G+M Zürn ist pleite Alexander Müller, 06.10.2016 10:23 Uhr

Berlin - 

Der Apothekeneinrichter G+M Zürn ist pleite. Das Insolvenzverfahren über das Bielefelder Unternehmen wurde am 1. Oktober beim Amtsgericht Bielefeld eröffnet. Den Antrag hatte G+M Zürn bereits Ende August gestellt. In der Vergangenheit zählte die Firma zu den drei größten Einrichtern von Apotheken und Arztpraxen.

Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Andreas Pantlen von der Berliner Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff & Partner bestellt. Er bestätigte gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass G+M Zürn zahlungsunfähig ist. Forderungen sind gegenüber Pantlen bis zum 23. November anzumelden.

Geschäftsführer Gerhard Wolff hatte am 25. August einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Dieses wurde am 1. Oktober „wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ formal eröffnet. Verpflichtungen gegenüber dem Unternehmen dürfen nur noch an Insolvenzverwalter Pantlen gestellt werden. Die Gläubigerversammlung findet am 14. Dezember um 10 Uhr beim Amtsgericht Bielefeld statt.

Die Mitarbeiter wurden offenbar erst nachträglich über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens informiert. Allerdings konnten sie sich ihren Teil vermutlich denken, da dem Vernehmen nach schon seit August keine Gehälter mehr gezahlt wurden. Ob es einen Plan für die Mitarbeiter gibt, war nicht zu erfahren. Wolff war bislang nicht zu erreichen.

G+M Apothekeneinrichtungen wurde im Jahr 1975 von Axel Gerhards in Bielefeld gegründet. Von Anfang an mit von der Partie war auch Architekt Herbert Kochems. Produziert wurde seit 1978 in einer Möbelwerkstatt in Illingen im Saarland. Neben Apotheken und Arztpraxen wurden auch die Geschäfte von Juwelieren, Optikern und Kosmetikern eingerichtet. Ab 1981 lieferte die Firma zudem nach Frankreich und Luxemburg, 2002 folgte sogar die Expansion in die USA mit der Tochtergesellschaft G+M North America.

Der heutige Geschäftsführer Wolff ist 1988 eingestiegen und wurde neben Gerhards gleichberechtigter Gesellschafter. Wolff war zuvor Gerhards Steuerberater und kümmerte sich vor allem um die Buchhaltung. Direkt nach der Wende wurde 1990 das erste Planungsbüro in Berlin eröffnet.

1997 folgte dann die Beteiligung an der Firma Zürn, die aber 2015 wieder gelöst wurde. Den Namenzusatz behielt G+M dennoch. Zu den besten Zeiten war G+M Zürn einer der führenden Apothekeneinrichter in Deutschland, mit Umsätzen von rund sechs Millionen Euro und 13 Büros in der Republik.

Doch seit einigen Jahren ging es bergab mit dem Unternehmen. Insidern zufolge lag das unter anderem am Wechsel in der Führungsstruktur: Kochems war 2011 von Bord gegangen, nach 20 Jahren als Geschäftsführer. Firmengründer Gerhards verstarb im Jahr 2012. Sein Sohn Helge Gerhards verließ das Vertriebsteam ebenfalls – offenbar passte es nicht mit Wolff, der jetzt alleine das Sagen hatte.

Doch der gelernte Steuerberater hatte offenbar zu wenig Erfahrung im operativen Geschäft. Aufträge und Umsätze gingen zurück. Hinzu kommt, dass die Branche seit Jahren insgesamt schwächelt. Die Zahl der Apotheken geht zurück und auch bei Renovierungen ist das Investitionsvolumen gesunken.

Die Möglichkeit zur Filialisierung und die neuen Anforderungen nach der Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) hatten den Einrichtern noch zweimal leichten Aufwind gegeben. Insgesamt sprechen Brancheninsider aber von einem Verdrängungswettbewerb in einem extrem kleinteiligen Markt.