Negativtrend setzt sich fort

Apothekendichte: Großtstädte weit unter Durchschnitt

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Berlin -

Eigentlich ist die geläufige Meinung: Das Apothekensterben findet auf dem Land statt. Hier schwindet die Infrastruktur ohnehin oder sie ist gar nicht mehr vorhanden. Mit einem Blick auf die Zahlen zeigt sich ein differenzierteres Bild: Ausgerechnet die Hauptstadt Berlin lag Ende vergangenen Jahres bei nur 19 Apotheken pro 100.000 Einwohnern – der niedrigste Wert innerhalb Deutschlands.

Die Apothekendichte nimmt seit Jahren ab. Im Vergleich der EU-Länder steht Deutschland nur noch auf dem 21. Platz – mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohner wurde gerade ein neues Rekordtief erreicht. 1991 waren es laut Statistischem Bundesamt (Destatis) noch 25 Betriebe pro 100.000 Einwohner. 2013 waren es noch 26, 2015 noch 25, 2016 sank die Zahl auf 24, 2018 auf 23 und 2021 auf nur noch 22 Betriebe. Der EU-Durchschnitt liegt momentan bei 32 Apotheken. Allerdings sind die Definitionen, was eine Apotheke ist, nicht in allen EU-Ländern einheitlich.

Die Apothekendichte variiert innerhalb Deutschlands, doch auch die Bundesländer mit der noch höchsten Dichte liegen weit unter dem EU-Durchschnitt. Spitzenreiter unter den Bundesländern sind laut Abda die Flächenländer Sachsen-Anhalt und das Saarland mit jeweils 26 Apotheken pro 100.000 Einwohner. Darauf folgen Thüringen mit 23 und Sachsen sowie Mecklenburg-Vorpommern mit nur noch 22 Betrieben.

Schlusslicht Hauptstadt

Schlusslicht ist ausgerechnet Berlin: In der Hauptstadt mit über drei Millionen Bürgern lag die Apothekendichte zuletzt nur bei 19 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Ende 2022 waren es noch 20 Apotheken. Der Trend scheint sich auch in diesem Jahr weiter fortzusetzen: Ende Mai gab es in Berlin nach Angaben der Kammer nur noch 703 Apotheken. In den ersten fünf Monaten allein mussten bereits 13 Apotheken schließen; in dem Zeitraum gab es lediglich eine Neueröffnung. Die Apothekendichte liegt damit aktuell sogar nur noch bei 18 Apotheken pro 100.000 Einwohnern.

„Die Anzahl der Apotheken in Berlin ist in den letzten Jahren immer weiter gesunken. Wird die aktuelle Gesundheitspolitik weiterverfolgt, wird das Versorgungsnetzwerk – auch in der Hauptstadt – gefährdet“, kommentiert Kammerpräsidentin Dr. Ina Lucas. Die Politik müsse endlich handeln, damit Apothekenschließungen verhindert und perspektivisch Neueröffnungen oder Apothekenübernahmen wieder deutlich attraktiver werden, fordert sie.

Millionenstädte steigen ab

Doch nicht nur Berlin gehen langsam die Apotheken aus, auch die drei anderen Millionenstädte in Deutschland liegen weit unter dem EU-Durchschnitt. Auch in Hamburg hat es dieses Jahr bereits eine Schließung gegeben, Ende des letzten Jahres lag die Dichte in der Hansestadt nur bei knapp 20 Apotheken pro 100.000 Einwohnern.

In der Millionenstadt München gibt es nach Angaben der Kammer zurzeit 315 Apotheken. Seit Beginn des Jahres haben zwei Apotheken schließen müssen, allerdings gab es auch zwei Neueröffnungen. Die Apothekendichte liegt in München bei 21 pro 100.000 Einwohner. Auch im Rheinland sinkt die Apothekendichte: Seit Jahresbeginn haben in Köln laut Kammer zwei weitere Apotheken geschlossen. Aktuell gibt es in Köln demnach 214 Apotheken. Daraus ergibt sich eine Dichte von nur noch knapp 20 Apotheken je 100.000 Einwohner.

Die Apothekendichte zeigt hier zwar, dass auch die Großstädte vom Apothekensterben betroffen sind, jedoch ist der Weg zur nächsten Apotheke in der Stadt in der Regel nicht so weit wie im ländlichen Raum.

Alle Bundesländer unterm EU-Durchschnitt

Die Werte in den einzelnen Bundesländern schwankten Ende des letzten Jahres laut Abda zwischen 26 und 19 Apotheken pro 100.000 Einwohner – in 13 Bundesländern ist sie außerdem im Vergleich zum Vorjahr rückläufig:

  • Baden-Württemberg: 20 (Vorjahr: 21)
  • Bayern: 21 (Vorjahr: 22)
  • Berlin: 19 (Vorjahr: 20)
  • Brandenburg: 21 (Vorjahr: 22)
  • Bremen: 19 (Vorjahr: 20)
  • Hamburg: 20 (Vorjahr: 20)
  • Hessen: 21 (Vorjahr: 22)
  • Mecklenburg-Vorpommern: 22 (Vorjahr: 23)
  • Niedersachsen: 21 (Vorjahr: 22)
  • Nordrhein-Westfalen: 21 (Vorjahr: 21)
  • Rheinland-Pfalz: 20 (Vorjahr: 22)
  • Saarland: 26 (Vorjahr: 28)
  • Sachsen: 22 (Vorjahr: 23)
  • Sachsen-Anhalt: 26 (Vorjahr: 26)
  • Schleswig-Holstein: 20 (Vorjahr: 21)
  • Thüringen: 23 (Vorjahr: 24)
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