Apothekendichte

9200 Apotheken haben zu wenig Kunden APOTHEKE ADHOC, 04.02.2014 09:44 Uhr

Berlin - 

Das Prinzip von Angebot und Nachfrage gilt auch im Apothekenmarkt – und so verteilen sich die Apotheken auf den ersten Blick erstaunlich gut im Land: Laut einer Studie des Thünen-Instituts für Ländliche Räume haben Apotheken in dünn besiedelten Regionen sogar mehr Kunden als in Städten. Vor Ort gibt es allerdings große Unterschiede: Überall in Deutschland haben mehr als 40 Prozent der Apotheken ein suboptimales Kundenaufkommen – Schließungen sind wahrscheinlich.

Um zu untersuchen, wie viele potenzielle Kunde jede Apotheke versorgt, hat Studienautor Dr. Stefan Neumeier alle Einwohner im jeweiligen geografischen Einzugsgebiet zusammengezählt. Anders ausgedrückt: Jeder Bürger wurde mit seinem Wohnort der nächstgelegenen Apotheke zugeordnet.

Im Durchschnitt kommen laut Studie 3800 Einwohner auf jede Apotheke. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen Großstadt und Provinz, dafür aber innerhalb der drei Regionsgrundtypen. In Agglomerationsräumen etwa hat eine Apotheke im Zentrum 3590 potenzielle Kunden, eine Apotheke in der Peripherie 4270.

Das Muster wiederholt sich in verstädterten und ländlichen Räumen: Je dünner besiedelt der jeweilige Kreis, desto mehr Kunden kommen auf jede Apotheke. Allerdings geht die Schere vor Ort weit auseinander: 44 Prozent liegen deutlich unter dem Durchschnittswert, 37 Prozent darüber.

Laut Studienautor Dr. Stefan Neumeier können „suboptimale potenzielle Kundenwerte“ dazu führen, dass sich der Betrieb einer Apotheke wirtschaftlich nicht mehr lohnt. Als Folge sind aus seiner Sicht Schließungen wahrscheinlich. „Interessanterweise lassen sich keine nennenswerten Unterschiede zwischen urbanen und ruralen Regionen feststellen“, so Neumeier.

Allerdings sagt die Studie nichts darüber aus, wo die Menschen tatsächlich einkaufen. So könnte das vergleichsweise geringe Kundenpotenzial in den Städten durch die höhere „Tagesbevölkerung“ in Wirklichkeit viel größer sein. Andersherum könnten Apotheken in dünn besiedelten Regionen deutlich schlechter dastehen.

„Die tatsächlichen Einzugsbereiche zu erfassen, ist unwahrscheinlich komplex“, so Neumeier. Seine Modellierung sei daher allenfalls eine Annäherung. Am Ende entscheiden Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten und Arztpraxen, wo sich eine Apotheke wirklich lohnt – egal ob in der Stadt oder auf dem Land.