Apothekenansturm auf Grippemittel Désirée Kietzmann, 28.04.2009 14:59 Uhr
Die Nachfrage der Apotheken nach den Grippemitteln Tamiflu (Oseltamivir) und Relenza (Zanamivir) ist sprunghaft angestiegen. Dies ergab eine Blitzumfrage von APOTHEKE ADHOC. Die pharmazeutischen Großhändler sind derzeit „noch lieferfähig“, auch wenn die Bestände seit gestern Morgen stark abgenommen haben. Während im Norden eher verhaltene Abverkäufe dokumentiert wurden, könne man bei süddeutschen Apotheken beinahe von Panikkäufen sprechen, sagte ein Großhandelsvertreter gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Die Apotheken bevorraten sich offenbar insbesondere mit dem Roche-Medikament: „Wir haben gestern innerhalb weniger Stunden den zehnfachen Monatsbestand von Tamiflu verkauft“, so der Mitarbeiter. Einzelapotheken hätten zum Teil hunderte Packungen geordert. Allmählich würden die Bestände knapp, bestätigte ein weiterer Großhandelsvertreter. Mehrere Firmen haben eigenen Angaben zufolge bereits bei Roche nachbestellt.
Wegen der anhaltend hohen Nachfrage versucht der Großhandel derzeit, die Bestellungen bedarfsgerecht zu bedienen. „Heute wird nicht jede Order uneingeschränkt ausgeliefert“, so ein Großhändler. Sobald allerdings ausreichend Ware vorhanden sei, werde sie auch an die Apotheken weitergegeben.
Die Freude über den großen Absatz der Virustatika hält sich beim Großhandel in Grenzen: „Die Ware liegt jetzt nicht mehr bei uns, sondern in den Lagern der Apotheken“, so ein Sprecher. Die Zwischenhändler befürchten, dass sie die Medikamente in ein paar Wochen wieder auf dem Hof haben. „Das war bei der Vogelgrippehysterie damals genau das Gleiche.“ Im Zweifelsfall müsse der Großhandel die Produkte dann irgendwann entsorgen.
Relenza steht nach Angaben der Grossisten auf der Wunschliste der Apotheken nur an zweiter Stelle. Der Hersteller GlaxoSmithKline ist allerdings auf eine ansteigende Nachfrage vorbereitet: „Wir haben die Produktion umgehend hochgefahren“, sagte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage von APOTHEKE ADHOC. Bisher lägen keine Informationen über Lieferengpässe vor. Roche hatte bereits gestern mitgeteilt, noch drei Millionen Dosen von Tamiflu liefern zu können.