Apothekenangestellte

Generation Y in der Apotheke

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Berlin -

Hierarchische Strukturen sind vorbei, der Mitarbeiter von heute möchte mitbestimmen und Verantwortung übernehmen. Das war das Fazit der Diskussion zum Thema „Zukunft des Arbeitsplatzes Apotheke“, die im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL) stattfand. Bei drohendem Fachkräftemangel müsse vor allem auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter eingegangen werden.

Apotheker deutschlandweit haben mehr und mehr Probleme, qualifiziertes Personal zu bekommen. Es sei aber schwierig, sich von anderen Apotheken abzusetzen, beispielsweise in einer Stellenanzeige. Manche gehen dabei ungewöhnliche Wege, wie der Leiter der Tittelbach-Apotheke in Pulheim, Constantin Biederbick, erklärte: „Ich versuche, die Besonderheiten meiner Apotheke herauszustellen, wie die Nähe zum öffentlichen Nahverkehr“, so der junge Apotheker.

Sein Kollege Max Breuer, zukünftiger Chef der väterlichen Apotheke in Würselen, würde das jeden Morgen für die Mitarbeiter angebotene Frühstück bei seinen zukünftigen Mitarbeitern ins Gespräch bringen. „Man muss sich absetzen“, meint Breuer. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Situationen, in denen den Mitarbeitern keine hohe übertarifliche Bezahlung angeboten werden kann, müsse man andere Wege suchen, um gutes Personal zu finden und zu halten.

Geld spiele zwar auch eine Rolle, darin waren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde einig. In der sogenannten „Generation Y“, den ab 1980 Geborenen, gehe es aber inzwischen nicht mehr nur ums Geld, sondern vor allem darum, die Arbeit mit dem Privatleben gut verbinden zu können. Aus diesem Grund hat Breuer nach seinem Eintritt ins Geschäft zuerst den Arbeitsplan umgestellt. Anstelle eines starren Wochenplanes, in denen die Mitarbeiter von 9 bis 19 Uhr in der Apotheke sind, gibt es nun einen deutlich flexibleren Plan, der im Dreiwochen-Rhythmus wechselt und in dem jeder Angestellte von freien Tagen auch unter der Woche profitieren kann.

„Das war zu Beginn nicht einfach“, berichtet Breuer. Die Belegschaft habe sich zuerst nur schwer mit der neuen Situation abfinden können. „Dann kamen die Kollegen aber selbst mit Verbesserungsvorschlägen. Inzwischen läuft es reibungslos und viele Mitarbeiter sind viel zufriedener als vorher.“

Mitbestimmungsrecht und Verantwortung seien ohnehin wichtig. „Ich habe eine Chef-PTA, die sich um die Aufgabenverteilung der PTA in der Apotheke kümmert“, so Biederbick. „Dafür hätte ich gar keine Zeit, wenn ich mich persönlich um alles kümmern müsste“. Die Mitarbeiter würden durch die Freiräume motiviert – und das wirke sich auf das Klima im Team aus. Dafür nimmt der Apothekenleiter auch in Kauf, dass die Arbeit nicht immer exakt seinen persönlichen Vorstellungen entspricht. „Da muss man priorisieren“, sagt Biederbick. „Die essenziellen Dinge kontrolliere ich natürlich persönlich“.

Das die Mitarbeiter sich wohlfühlen, ist den beiden jungen Apothekern enorm wichtig. Beide sind überzeugt, dass sich dies auch auf das Image und den Erfolg der Apotheke auswirkt. Dazu gehört für beide selbstverständlich auch die Möglichkeit, dass sich die Mitarbeiter regelmäßig fortbilden. Breuer sieht dies sogar als Möglichkeit für die Apotheke, die fachlichen Fähigkeiten nach außen zu tragen. „Am liebsten würde ich Plakate mit den Fotos meiner Mitarbeiter und deren Spezialwissen aufstellen und den Kunden damit unsere Kompetenz zeigen“. Das allerdings ging den Mitarbeitern dann doch zu weit.

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