Apotheken trotzen der Corona-Krise Lothar Klein, 26.08.2020 15:22 Uhr
Die Apotheken sind bisher offenbar wirtschaftlich besser als befürchtet durch die Corona-Krise gekommen. Zwar haben Center- und Bahnhofapotheken teilweise Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter beantragt. Aber finanzielle Hilfen aus dem Corona-Sofortprogramm wurde in den allermeisten Fällen nicht benötigt. Trotz des Einbruchs im April haben auch Erlöse und Betriebsergebnisse im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Das geht aus einer Trendberechnung von Steuerberater Torsten Feiertag hervor.
Danach haben die Erlöse von kleineren Apotheken bis zu einem Jahresumsatz von 2,6 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten sogar um 14 Prozent von 924.000 Euro auf 1,06 Millionen Euro zugelegt. Größere Apotheken steigerten ihre Erlöse im Durchschnitt um 22 Prozent von 1,6 Millionen Euro auf knapp zwei Millionen Euro. Laut Feiertag ist dafür unter anderem der höhere Umsatz mit Desinfektionsmitteln und Schutzmasken verantwortlich. In der Gruppe der größeren Apotheken legte aber auch das GKV-Geschäft zu.
In Apotheken unter 2,6 Millionen Euro Umsatz sank der Rohertrag dagegen leicht von 22,8 Prozent im ersten Halbjahr 2019 auf 21,9 Prozent in diesem Jahr. Verantwortlich dafür ist der um knapp einen Prozentpunkt auf 78 Prozent gestiegene Wareneinsatz. Größere Apotheken konnten ihren Rohertrag sogar auf 23,2 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 steigern, weil hier der Wareneinsatz um knapp einen Prozentpunkt sank.
Sowohl in kleineren wie in größeren Apotheken sanken im ersten Halbjahr 2020 die Personalkosten leicht. Das führt Feiertag auf die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld zurück. In kleineren Apotheken sank auch der Anteil der Mietkosten. Das könnte auf Stundungen zurückzuführen sein. Die betrieblichen Gesamtkosten sanken unter dem Strich in den ersten sechs Monaten 2020 um 0,5 Prozentpunkte bei kleineren Apotheken und um knapp einen Prozentpunkt bei größeren Apotheken.
Das durchschnittliche Betriebsergebnis der Gruppe der Apotheken unter 2,6 Millionen Euro Umsatz legte um einen Prozentpunkt auf 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Bei größeren Apotheken betrug der Anstieg ebenfalls einen Prozentpunkt auf 6,6 Prozent. Der vorläufige Ertrag für das erste Halbjahr 2020 betrug danach 6,8 Prozent beziehungsweise für größerer Apotheken 7,4 Prozent und lag damit jeweils rund einen Prozentpunkt über dem Vorjahr.
Laut Feiertag ist damit die Corona-Krise aber noch nicht durchgestanden. Im Mai und Juni erholten sich die wirtschaftlichen Daten der Apotheken zwar von der Delle im April. Dennoch erreichten beide Monate noch nicht das Niveau vor der Corona-Krise.