Wer als Apotheker im Netz Geschäfte machen will, der soll sich noch in diesem Jahr beim DocMorris-Marktplatz aufschalten lassen können. Umsonst ist die Präsenz nicht, wie CEO Olaf Heinrich jetzt klarstellte: Die Partner sollen eine Provision beziehungsweise eine Pauschale zahlen.
DocMorris soll zur Plattform ausgebaut werden, auf der Kunden alle möglichen Services rund um ihre Gesundheit erhalten. Dazu will die Versandapotheke viele unterschiedliche Partner aufschalten – unter anderem soll der Kunde wählen können, ob er sein Rezept bei DocMorris einlöst, einer anderen Versandapotheke oder in einer Apotheke in seiner Nähe.
Laut Heinrich ist es keine Option, dass Apotheken auf dem Marktplatz Geschäfte machen können, ohne dafür zu zahlen. Gewinne müssten geteilt werden, so Heinrich. Im OTC-Bereich werde man eine „marktübliche“ Gebühr verlangen; im Rx-Bereich sei dies dagegen nicht zulässig. Daher werde man keine Gebühr pro beliefertem Rezept erheben, sondern vielmehr ein Modell erarbeiten, dass das komplette Angebot berücksichtige: Laut Heinrich sollen die Partner beispielsweise Zugang zu bestimmten Medikationsdaten erhalten und so eine bessere Beratung anbieten können. Diesen Service könne man beispielsweise gegenüber den Partnern abrechnen, so der DocMorris-Chef.
Wie viele E-Rezepte in absehbarer Zeit auf der Plattform ankommen, hängt laut Heinrich derzeit vor allem von der Selbstverwaltung ab. Sobald die Formalien geklärt seien, könnten auch jenseits des Modellprojekts der TK entsprechende Verordnungen abgerechnet werden. Bei DocMorris strebt man auch Verträge der besonderen Versorgung nach §140a Sozialgesetzbuch (SGB V) an. „Es wird 2020 E-Rezepte geben, wir können nur noch nicht sagen, in welchem Umfang das sein wird.“
Heinrich versichert auch, dass es keinerlei Zuweisung von Rezepten geben soll. „Wir werden alle gesetzlichen Vorgaben strikt einhalten.“ Der Kunde werde stets die freie Wahl haben – entscheidend werde am Ende der Vorteil sein, dass es im abgeschlossenen Ökosystem mehr Bequemlichkeit gebe und sich Dinge mit wenigen Klicks erledigen ließen.
Im nicht verschreibungspflichtigen Bereich sollen die verschiedenen Anbieter auf der Plattform auch ihre Preise selbst festlegen können. Große Apotheken könnten womöglich bessere Angebote machen als kleinere, weil sie mit ihren Lieferanten besser verhandeln könnten, so seine Prognose.
Heinrich hofft, dass er sich bis zum Start der Gematik-App in zwei Jahren einen Vorsprung vor anderen Anbietern aufbauen kann. Als Technikpartner des TK-Projekts sei man bereits heute in der Lage, jede zweite Apotheke über die Warenwirtschaft anbinden zu können. Mehr als 1000 Apotheken seien bereits dabei, so Heinrich.
Auf eine ähnliche Größenordnung hatte er übrigens im Frühjahr die Zahl der Apotheken geschätzt, die es brauche, um die Auslieferung innerhalb von zwei Stunden zu gewährleisten. Das sei aber nicht so zu verstehen, dass man tatsächlich diese Zahl als Ziel anvisiere. Allerdings spreche man mit Kooperationen, um nicht jede Apotheke einzeln einsammeln zu müssen. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr: Die App soll im vierten Quartal erscheinen.
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