Impfpriorisierung

Apotheken: Ohne Impfung keine Schnelltests

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Berlin -

Ab dem 1. März sollen Corona-Schnelltests in der breiten Masse durchgeführt werden. Den Apotheken kommt dabei eine besondere Rolle zuteil. Doch bislang will sich einer aposcope-Umfrage zufolge nur ein geringer Teil daran beteiligen. Apothekenmitarbeiter fordern eine Priorisierung in der Impfreihenfolge aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos. Schließlich wird auch bei Blutuntersuchungen ein entsprechender Impfschutz empfohlen.

Eigentlich steht der Arbeitsschutz an oberster Stelle. Ein Großteil des Apothekenpersonals möchte daher erst einmal selbst vor Sars-CoV-2 geschützt sein, bevor Corona-Schnelltests angeboten werden. Schließlich kommt man bei der Durchführung solcher Testungen mit potenziell Infizierten in Kontakt. Das Infektionsrisiko ist also relativ hoch. Vor allem bei Kolleg*innen, die bereits Vorerkrankungen aufweisen und damit zur Risikogruppe gehören, ist die Sorge groß. Bislang soll das Apothekenpersonal jedoch nicht priorisiert geimpft werden.

Infektionsrisiko nicht ausschlaggebend

Viele Berufsgruppen fühlen sich bei der Impfreihenfolge benachteiligt. Dabei gelte jedoch nicht das Infektionsrisiko als ausschlaggebender Faktor – wichtig sei der Unterschied zwischen „Infektion“ und „Erkrankung“, erklärte Professor Dr. Thomas Mertens von der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Samstag im Zuge des Town Hall Meetings von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). „Bei der Priorisierung spielen nicht primär der Schutz oder das Risiko vor Infektionen eine Rolle, sondern das Risiko vor Erkrankungen – und zwar vor schweren Erkrankungen.“

Die Reihung der Stiko sei mithilfe einer Metaanalyse erfolgt, dabei hätten vor allem Alter und verschiedene Vorerkrankungen einen hohen Stellenwert erhalten. „Daneben hat man auch gleichzeitig die Menschen, die aus beruflichen Gründen eine besonders hohe Exposition gegenüber dem Virus haben, in die Priorisierungsgruppen eingeordnet“, erläutert Mertens weiter.

Grundsätzlich hätten jedoch weder Berufe noch die allgemeine Infektionsgefährdung eine Rolle gespielt. „Wir müssen zunächst die Schwächsten schützen“, stellte er klar. „Ich glaube an diesem Grundprinzip ist wenig auszusetzen.“ Dennoch handele es sich, wie der Name schon sagt, um eine „Empfehlung“ seitens der Stiko. Die politischen Entscheidungsträger der Länder könnten der Stiko-Empfehlung folgen, müssten es jedoch nicht tun. „Wenn sie gute Gründe haben, um eine bestimmte Gruppe herauszunehmen und seitlich von der Priorisierungsreihenfolge der Stiko zu impfen, dann ist das deren Recht.“ Dies müsse dann jedoch entsprechend begründet werden.

Impfungen im Rahmen des Arbeitsschutzes

Apothekenmitarbeiter sehen in der Durchführung von Schnelltests einen guten Grund, in der Impfreihenfolge einen Platz an vorderster Stelle zu erhalten – schließlich wird auch vor der Durchführung von Blutuntersuchungen im Sinne des Arbeitsschutzes eine Immunisierung gegen Hepatitis B empfohlen. Diese ist jedoch keine Pflicht, wie die BAK-Leitlinie zeigt: „Der Apothekenleiter hat alle Mitarbeiter, die Blutuntersuchungen durchführen, vor Beginn der Tätigkeit über Infektionsgefahren zu unterrichten.“

Nach § 6 Abs. 2 ArbMedVV müssen die Maßnahmen zur Immunisierung im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge angeboten und kostenlos ermöglicht werden. Der Mitarbeiter kann die Impfung jedoch auch ablehnen. Die BAK-Leitlinie empfiehlt, dies gegebenenfalls schriftlich festzuhalten. Allerdings: „Die fehlende Immunisierung allein ist kein Grund, gesundheitliche Bedenken gegen die Ausübung der Tätigkeit auszusprechen.“ Blutuntersuchungen müssen also im Zweifelsfall auch ohne Hepatitis-Impfung durchgeführt werden.

Bislang stehen die Chancen auf eine priorisierte Corona-Impfung damit eher schlecht. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Apotheken im Zuge der Schnelltest-Durchführung doch noch Gehör verschaffen können. Dabei ist die Impfbereitschaft in den Teams höher denn je, wie eine aposope-Umfrage kürzlich zeigte: 79 Prozent der Menschen, die in Apotheken arbeiten, wollen sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Unter Apothekerinnen und Apothekern sind es 88 Prozent, bei den PTA immerhin 69 Prozent. Damit ist die Impfbereitschaft innerhalb eines Monats weiter gestiegen: Im Januar lag sie bei 83 beziehungsweise 65 Prozent, was über alle Teilnehmer*innen einer Quote von 74 Prozent entspricht. Zuvor waren die Werte deutlich niedriger gewesen, Anfang Dezember etwa waren nur 49 Prozent der Apothekenmitarbeiter*innen dazu bereit, im Oktober sogar nur 43 Prozent.

 

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