Bei der Schweinegrippe-Impfung gibt es trotz des geringen Interesses in einigen Bundesländern Organisationsprobleme. Weil der Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) mit anfänglichen Produktionsschwierigkeiten zu kämpfen hatte, fielen die ersten Lieferungen teilweise deutlich unter Erwartung aus. Fallbeispiel Mecklenburg-Vorpommern: Hier müssen die Apotheken derzeit die Engpässe untereinander lösen.
In der vergangenen Woche lieferte die Anzag die ersten Impfstoffe aus. Doch bereits nach 30 Apotheken war das Kontingent erschöpft: Nur 32.000 Dosen hatte der Hersteller für Mecklenburg-Vorpommern bereitgestellt, das sind 64 Packungen. In dieser Woche wurde sogar noch weniger geliefert: Für ganz Mecklenburg gab es 18.000 Dosen - das ist lediglich ein Sechstel einer Palette und rein rechnerisch genug für maximal 36 der insgesamt 400 Apotheken.
„Die ersten Zuteilungen von GSK fielen deutlich geringer aus als erwartet“, sagte der Geschäftsführer der Apothekerkammer, Dr. Falk Wilhelm, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Alleine bei der ersten Lieferung habe man mehr als das Fünffache, nämlich etwa 170.000 Impfdosen, eingeplant, bestätigte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Diese Zahl habe auch in den Gesprächen mit dem Hersteller im Raum gestanden.
Das sieht man bei GSK anders: Im Juli sei man zwar von höheren Liefermengen ausgegangen und habe diese den Bundesländern für ihre Planungen mitgeteilt, so eine Sprecherin auf Nachfrage. Später seien die Länder aber rechtzeitig über die zu erwartenden Mengen informiert worden. Verbindliche Zusagen macht GSK im Voraus ohnehin nicht: Erst freitags wird jeweils der Lieferumfang für die Folgewoche bekannt gegeben.
Dieser hat laut GSK in der zweiten Woche seit Auslieferungsbeginn tatsächlich einen Tiefstand erreicht. „Der bislang vertriebene Impfstoff stammt aus der Anfangszeit, als das Saatvirus noch nicht so gut gewachsen ist“, so die Sprecherin. Man habe aber Faktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit optimiert, um das Viruswachstum in den bebrüteten Eiern zu beschleunigen. In der kommenden Woche will GSK etwa doppelt so viele Impfdosen liefern wie zuletzt - allerdings unter Vorbehalt: „Schwankungen sind normal, da die Herstellung ein biologischer Prozess ist.“
Solange müssen sich die Beteiligten in den Ländern selbst helfen: In Mecklenburg-Vorpommern müssen Apotheken, die Impfstoff erhalten haben, auch für ihre Kollegen auseinzeln - in einem weit größeren Umfang als ursprünglich geplant. Das Ministerium hat eigens eine Website eingerichtet, auf der sich Apotheker erkundigen können, welche Kollegen noch Impfstoff vorrätig haben.
Das Honorar von 45 Cent pro Impfdosis gibt es aber nur für die Apotheke, die den Impfstoff an die Ärzte liefert. In wenigen Fällen haben sich daher offenbar Apotheken sogar geweigert, den Impfstoff überhaupt weiterzugeben.
Andere Bundesländer wurden ebenfalls von der niedrigen Impfstoffmenge überrascht: In Niedersachsen hat man laut Gesundheitsministerium mit anderen Größenordnungen geplant. Und auch in Bayern wurde mit mehr Impfstoff gerechnet, bestätigte der Vorsitzende des Bayerischen Apothekenverbands, Dr. Hans-Peter Hubmann, auf Nachfrage.
Ähnlich wie in Mecklenburg-Vorpommern müssen sich die Apotheken gegenseitig aushelfen. An dem grundsätzlichen Konzept, möglichst alle Apotheken zu beteiligen, hält Hubmann fest: „Die Verteilung funktioniert, das Problem liegt in der zu niedrigen Impfstoffmenge.“ Gemeinsam mit den Großhändlern werde für eine möglichst flächendeckende Verteilung der 500er Packungen gesorgt.
Insgesamt hat der Freistaat entsprechend seiner Bevölkerungsquote 7,5 Millionen Impfdosen bestellt - 6,5 Millionen mehr als Mecklenburg-Vorpommern. Wann die letzte Palette ausgeliefert wird, weiß derzeit niemand.
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