Obwohl für das Verblistern von Arzneimitteln weder die rechtlichen Rahmenbedingungen noch die Vergütungsfrage geklärt sind, drängt ein weiterer Anbieter mit einem neuen Angebot auf den Markt: Mit dem System Biodose können Apotheker in Deutschland künftig auch flüssige Arzneimittel patientenindividuell verblistern.
Feste Darreichungsformen werden per Hand in die einzelnen Kammern - Pods - einsortiert, bei flüssigen Darreichungsformen erfolgt die Dosierung von 1 bis 10 Millilitern mit Pipetten. Anschließend werden die Pods maschinell verschweißt, zuvor wurden auf die Folie für jede Kammer Angaben zum Patienten, zur Medikation und zum Einnahmezeitpunkt aufgedruckt.
Für die Verabreichung wird der einzelne Pod von den übrigen Kammern abgetrennt, dann wird die Folie abgezogen. Bei flüssigen Medikamenten kann der Patient direkt aus dem Pod trinken. Eine antimikrobielle Beschichtung soll beispielsweise MRSA-Infektionen verhindern. „Die Pods sind hygienischer als die Verwendung von Löffeln oder Messbechern“, sagte Jens Häfner, Geschäftsführer von Medinoxx. Das österreichische Unternehmen hat sich von der britischen Firma Protomed die Vertriebsrechte von Biodose für Deutschland, Österreich und die Schweiz gesichert.
Allerdings können auch mit Biodose nicht alle Flüssigkeiten verblistert werden: Arzneimittel, die tropfengenau dosiert werden müssen, gehören ebensowenig in die Pods wie Injektionen.
In Großbritannien werden Flüssigkeiten bereits verblistert. Vor allem Lactulose wird in die Kammern gefüllt, da Biodose überwiegend von älteren Patienten genutzt wird. Laut Medinoxx ist Biodose aber auch für chronisch kranke Kinder interessant: Die jungen Patienten könnten ihre Medikation so beispielsweise portionsweise mit in die Schule nehmen und unter Aufsicht eines Lehrers einnehmen.
Noch gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Stabilität von verblisterten flüssigen Arzneimitteln. In der kommenden Woche soll zunächst eine Studie zu festen Darreichungsformen veröffentlicht werden: Die Universität Cork in Irland hat Medikamente untersucht, die bis zu acht Wochen mit Biodose verblistert waren. „Auch nach zwei Monaten konnten die Wissenschaftler keine Änderung feststellen. In der Apotheke kann also gut mehrere Wochen im Voraus verblistert werden“, sagte Häfner.
Biodose wurde von dem britischen Apotheker Norman Niven erfunden, der zuvor unter anderem Geschäftsführer des Homecare-Unternehmens Bupa war und das in Großbritannien führende Blisterkartensystem Nomad entwickelt hatte. Zehn Jahre nach seinem Ausstieg bei Nomad gründete Niven das Unternehmen Protomed, das seit zweieinhalb Jahren rund 150 Apotheker mit dem Biodose-System versorgt.
Medinoxx hat den Vertrieb von Biodose in Deutschland der VSA-Tochter Phadiso übertragen. Noch werden die Maschinen zum Verschweißen und Bedrucken der Folien in Großbritannien gefertigt, im kommenden Jahr sollen die Apparate auch in Deutschland produziert werden.
Den ersten Kunden hat Medinoxx auf der Expopharm gewonnen. Etwa 200 Apotheken sollen laut Häfner in den nächsten zwölf Monaten in Deutschland und Österreich hinzukommen. „Der Erfolg hängt aber von der Entwicklung der gesetzlichen Vorschriften ab“, schränkte Häfner ein.
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