Es werden kaum noch neue Apotheken gegründet. Laut Statistik der Apobank werden meist Betriebe übernommen – und immer teurer. Der durchschnittliche Kaufpreis ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und der Frauenanteil unter den Neugründern sinkt.
Mit durchschnittlich 528.000 Euro zahlten Apotheker:innen 2020 deutlich höhere Kaufpreise als in den Vorjahren. 2019 lag der Mittelwert noch bei 367.000 Euro, das entspricht einem Anstieg von 44 Prozent. Allerdings lagen sie im Jahr davor schon einmal bei 458.000 Euro. Dennoch: Die Gesamtinvestitionen sind 2020 extrem gestiegen: Inklusive Warenlager und weiterer Investitionen für beispielsweise Umbaumaßnahmen, Geschäftsausstattung oder IT beziffert die Apobank diese auf 671.000 Euro.
Apothekenneugründungen, derzeit überwiegend in neuen Einkaufszentren oder Ärztehäusern, waren mit 545.000 Euro deutlich günstiger, wobei auch hier eine Tendenz zu steigenden Investitionen erkennbar ist. Im vergangenen Jahr haben sich allerdings nur 5 Prozent der Gründer:innen für einen ganz neuen Standort entschieden. 63 Prozent übernahmen dagegen eine bestehende Apotheke, weitere 26 Prozent als Filialgründung.
„Schon seit Jahren beobachten wir, dass die Bandbreite der gezahlten Übernahmepreise groß ist. Für 2020 fällt auf, dass insbesondere in dem hohen Preissegment der Anteil an Apothekenübernahmen deutlich zugenommen hat“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank. Im vergangenen Jahr seien besonders viele große Apotheken an die nachfolgende Generation übergeben worden. „Jeder dritte Existenzgründende zahlte einen Übernahmepreis jenseits der 600.000 Euro. Auf der anderen Seite ging der Anteil im unteren Preissegment unter 150.000 Euro spürbar auf 16 Prozent zurück. Gerade durch diese Entwicklungen ist der deutliche Anstieg der durchschnittlichen Übernahmepreise insgesamt nachvollziehbar“, so Zehnich.
Da die Zahl der Filialverbünde seit Jahren steigt, spielen sie auch bei den Übernahmen eine immer größere Rolle. Von allen Apotheken, die 2020 übernommen wurden, waren 29 Prozent Teil eines Verbundes. In der Regel wurden zwei, teilweise auch drei Apotheken übernommen. Die Kaufpreise dafür sind laut Apobank ebenfalls deutlich gestiegen: Sie beliefen sich 2020 im Schnitt auf mehr als 1,5 Millionen Euro.
Der hohe Frauenanteil unter den angestellten Approbierten spiegelte sich in den vergangenen Jahren auch immer mehr bei den Existenzgründungen wider. So stieg bis 2018 der Anteil der Gründerinnen sukzessive auf 62 Prozent an. Seitdem ist eine leicht rückläufige Tendenz zu beobachten. Dennoch gilt: Die Mehrheit der Existenzgründenden bleibt auch 2020 mit 53 Prozent weiblich.
Nachdem 2019 Apothekerinnen erstmalig im Durchschnitt mehr in die Existenzgründung investierten als ihre männlichen Kollegen, haben sich die bekannten Unterschiede im Investitionsverhalten aus den Vorjahren 2020 wieder verfestigt: Frauen investierten mit 643.000 Euro im Durchschnitt etwas weniger als Männer mit 703.000 Euro.
Insgesamt ist aber bei beiden Geschlechtern ein Fokus auf hochpreisige Apotheken mit Übernahmepreisen ab 600.000 Euro zu sehen. Knapp jede dritte Existenzgründerin (30 Prozent) und gut jeder dritte Existenzgründer (35 Prozent) übernahm eine Apotheke in diesem Kaufpreissegment.
„Wir spüren durch die Corona-Krise keine großen Auswirkungen auf das Apothekengründungsgeschehen 2020“, sagt Zehnich. „Gerade die Nachfrage nach erfolgreich geführten und wirtschaftlich soliden Apotheken ist nach wie vor vorhanden. Wünschenswert wäre, dass durch das engagierte und positive Bild, das der Berufsstand während der Pandemie hinterlassen hat, der pharmazeutische Nachwuchs noch stärker erkennt, welche Chancen und Gestaltungmöglichkeiten die eigene Apotheke mit sich bringt“, so der Apobank-Manager.
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