Pharmazeutische Dienstleistungen

Apotheken fordern anlasslose pDL-Ausschüttung

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Berlin -

Seit Juni können Apotheken die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) anbieten und abrechnen. Doch laut einer aposcope-Befragung unter 303 Apotheker:innen und PTA bieten 38 Prozent der Apotheken keine der fünf definierten pDL an – aus Zeit- und Personalmangel. Eine Mehrheit spricht sich dafür aus, die nicht abgerufenen Finanzmittel einfach so auf die Apotheken zu verteilen.

Jeweils etwa 45 Prozent der Apotheken bieten die drei eher allgemeineren pDL an:

  • standardisierte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik
  • erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation
  • standardisierte Risikoerfassung hohen Blutdrucks

Deutlich seltener werden die pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie oder nach Organtransplantation angeboten. Die Zurückhaltung der Teams führt dazu, dass sich der Topf mit den zur Verfügung stehenden Mitteln weiter anfüllt. Jedes Jahr zahlen die Kassen pDL für bis zu 150 Millionen Euro. Knapp 78 Millionen Euro an Treuhandvermögen wurden schon in der ersten Jahreshälfte nicht ausgezahlt, ins vierte Quartal wurden dann sogar mehr als 114 Millionen Euro übertragen.

Keine Zeit, kein Personal

60 Prozent der Teilnehmer:innen der aposcope-Befragung finden, dass das nicht ausgezahlte Geld gerecht auf alle Apotheken verteilt werden sollte. Dafür fehlt allerdings bislang die gesetzliche Grundlage und auch die Krankenkassen dürften sich darauf kaum einlassen, wurde doch über die Definition der abrechenbaren Leistungen lange gestritten.

Aber warum bieten die Apotheken so wenige pDL an? „Kein Personal“ (33 Prozent) und „keine Zeit“ (25 Prozent) werden am häufigsten als Gründe genannt. Insgesamt stimmen mehr als drei Viertel der Teilnehmer:innen der Aussage zu, dass Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis stehen. Gleichzeitig ist sich mehr als die Hälfte im Klaren darüber, dass Honorarsteigerungen nicht zur Argumentation gebracht werden, wenn zu wenige Apotheken pharmazeutische Dienstleistungen anbieten. 65 Prozent vermuten daher, dass sich die pDL als Konzept insgesamt nicht durchsetzen werden.

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